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Euro Stoxx 50 im Analystenscheck
14 Aktien mit mindestens 30 Prozent Kurspotenzial
An den Aktienmärkten geht es weiterhin rund, die Kurse fahren Achterbahn. Auf die Korrektur vom Oktober folgte zu Beginn des laufenden Monats wieder eine Erholung der Kurse. In der etwas längerfristigen Betrachtung notieren wichtige Indizes auf Sicht von zwölf Monaten deutlich im Plus, dies allerdings nach herben Kurseinbrüchen im Jahr zuvor.
Eine Orientierungshilfe
Entsprechend schwierig ist es für Analysten am Ball zu bleiben, die Kursziele einzelner Aktien müssen laufend angepasst werden. Dennoch bieten diese für interessierte Anleger eine Orientierungshilfe, wohin die Reise zumindest theoretisch gehen könnte. Denn die Berechnungen der Experte, wie viele eine Aktie wert ist, beruhen auf Fundamentaldaten. Sie durchforsten die Bilanzen, bewerten die Assets eines Unternehmens und vergleichen einschlägige Kennzahlen mit jenen der Konkurrenz.
GEWINN hat aus einschlägigen Datenbanken die aktuellen Kurszielen aller im Euro Stoxx 50 enthalten Aktien herausgefiltert, mit deren aktuellen Kursen verglichen und daraus das theoretische Kurspotenzial errechnet. Freilich kommen Investoren nicht umher, im Einzelfall auch noch andere Faktoren zu berücksichtigen – vom konjunkturellen Umfeld der jeweiligen Branche über die charttechnische Situation bis hin zur jüngsten Entwicklung der Gewinne und den Prognosen des Managements.
5 Riesen mit mindestens 40 Prozent Potenzial
Und doch sagt die Abweichung der Kurse von den Targets der Analyten einiges aus: Im Euro Stoxx 50 haben nicht weniger als 14 Aktien ein Potenzial von 30 Prozent und mehr. Fünf Aktien, und somit immerhin zehn Prozent aller Indexmitglieder, haben gar mindestens 40 Prozent Luft nach oben. Das ist insofern bemerkenswert, als in diesem Index ja keine unbekannten Small Caps enthalten sind, sondern ausschließlich europäische Blue Chips, milliardenschwere Konzerne mit etablierten Geschäftsmodellen und viel Substanz.
Freilich zeigt sich an den scheinbar günstigen Bewertungen aber auch, dass Europa derzeit Probleme hat. Insbesondere in der größten europäischen Volkswirtschaft ist das Wirtschaftswachstum zum Erliegen gekommen, ja sogar rückläufig. Die Rede ist von Deutschland. Prompt sind nicht weniger als vier der fünf Top-Aktien dieses Rankings deutsche Standardwerte.
Allen voran Bayer. Der Chemie- und Pharmariese befindet sich ein einer schwierigen Situation, die Wachstumsaussichten sind bescheiden und der neue CEO will den Konzern jetzt umbauen und neu aufstellen. Die Aktie testet gerade wieder ihr Tief aus 2020, das nur knapp über 40 Euro lag. Selbstverständlich haben auch die Analysten ihre Kursziele längst angepasst, sprich zurückgenommen. Vor fünf Jahren, im November 2018, lag das durchschnittliche Kursziel noch bei rund 95 Euro, aktuell sind es nur noch 63,3 Euro. „Nur“ ist in dem Falls relativ, denn diese 63,3 Euro implizierten zu Redaktionsschluss immer noch ein Potenzial von sage und schreibe 53 Prozent.
Ähnlich viel sind es beim Chiphersteller Infineon. Dessen Aktie hat seit dem Sommer Kursrückgänge erlitten, der längerfristige Aufwärtstrend ist aber noch intakt. Einen gewissen Wettcharakter haben indes die Papiere der beiden Autoriesen VW und Mercedes – eine Wette darauf nämlich, dass sie die Transformation der Autoindustrie in Richtung E-Mobilität erfolgreich meistern werden. Analysten trauen ihnen jedenfalls doch einiges zu: Die Kursziele liegen mehr als 40 Prozent über dem aktuellen Wert der Aktien – dies, obwohl die Gewinnschätzungen für beide Konzerne zuletzt deutlich zurückgenommen wurden.
Günstige Bankaktien
Ansonsten fällt vor allem noch eine Branche auf: Unter jenen Aktien mit mehr als 30 Prozent an theoretischem Potenzial rangieren gleich mehrere Banken. Von den 14 Aktien sind gleich fünf der Finanzbranche zuzuordnen: Banco Santander, BNP Paribas, Unicredit, Intesa Sanpaolo und ING. Dies aus gutem Grund: Banken profitieren von den gestiegenen Zinsen, gleichzeitig sind die Aktien aber nach wie vor günstig bewertet. Die genannten Häuser weisen an der Börse durch die Bank einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) auf, sie notieren meist weit unter ihrem Buchwert und beiten obendrein auch noch hohe Dividendenrenditen. Banco Santander beispielsweise hat ein für 2024 geschätztes KGV von rund sechs, ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 und eine Dividendenrendite von acht Prozent. Prompt raten von 21 Analysten, die die Aktie covern, 16 zum Kauf, die restlichen fünf haben eine Halten-Empfehlung ausgesprochen.