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Interview mit Tim Breitbach und Ilia Chelomianski
„Anleger haben einen Fokus auf Qualität und Dividende“
GEWINN: Wie würden Sie aktuell die Stimmung unter den Investoren einschätzen? Welche ETF-Kategorien werden stark nachgefragt, welche weniger?
Breitbach: 2022 war ein Jahr, in dem man in so ziemlich allen Anlageklassen Verluste hinnehmen musste. Durch den starken Anstieg der Zinsen wurden voriges Jahr insbesondere auch die Anleihenkurse stark getroffen. Doch das höhere Zinsniveau führte heuer bereits zu einer starken Nachfrage nach Anleihen-ETFs. Auf der Aktienseite sehen wir großteils Interesse im Qualitätssegment, weil scheinbar die Anleger noch nicht der Meinung sind, dass die Aktienmärkte wieder „abheben“ werden. Das bedeutet, die Investoren wollen zwar am Aktienmarkt investiert sein, tendenziell aber mit Fokus auf Qualität und Dividende. Themen-ETFs sind aktuell etwas in den Hintergrund gerückt, weil es den Anlegern derzeit eher um Basisthemen geht.
GEWINN: Bei Fidelity-ETFs wählen Sie ja einen Mittelweg zwischen klassischen, aktiv verwalteten Fonds und ETFs, die einfach bekannte Indizes abbilden, oder?
Breitbach: Grundsätzlich war es die Idee von ETFs, einen klassischen Index bei entsprechend niedrigen Gebühren einfach abzubilden. In diesem Bereich tummeln sich aber bereits viele Anbieter und es ist schon ein gewisser Sättigungsgrad erreicht. Viele Anleger wünschen sich aber, eben nicht nur den Index zu bekommen. Und da hat sich für uns als Fidelity die Frage gestellt, was wir quasi aus unserer aktiven DNA heraus beim Thema ETF einbringen können. Wir haben beschlossen, nicht als 15. Anbieter einen ETF auf den Markt zu bringen, der den S&P-500-Index abbildet, sondern unseren Mehrwert auf der aktiven Seite in eine kostengünstige ETF-Lösung zu packen und somit einen Mehrwert für den Anleger zu liefern. Wir bieten daher Dividenden-ETFs, Themen-ETFs und Nachhaltigkeits-ETFs mit einem aktiven Ansatz an.
GEWINN: Wie drückt sich dieser Mehrwert beispielsweise bei den Dividenden-ETFs von Fidelity aus?
Breitbach: Die meisten Dividenden-Indizes zielen relativ stur auf jene Unternehmen ab, die in der Historie die höchsten Dividendenrenditen hatten. Das führt dazu, dass man gewisse Sektoren am Aktienmarkt kaum beachtet, weil etwa Technologieunternehmen tendenziell weniger Dividenden ausschütten. Dadurch hätte man in den Jahren vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine wesentlich schlechtere Performance erzielt als der breite Markt. Das ist vielen Anlegern nicht bewusst. Bei unseren Dividenden-ETFs sind die Sektoren trotz Fokus auf dividendenstarke Unternehmen nahezu gleich wie im zugrundeliegenden Index gewichtet. Dadurch haben diese ETFs trotz der Dividendenstrategie auch in Jahren, wenn Wachstumsaktien boomen, keinen wesentlichen Nachteil.
GEWINN: Wo sieht Fidelity die großen Megatrends an den Aktienmärkten?