Hauptinhalt

„Anleger haben einen Fokus auf Qualität und Dividende“
Tim Breitbach (links) und Ilia Chelomianski vom traditionsreichen Fondsanbieter Fidelity, der seit 2017 auch ETFs anbietet, die „im Bereich zwischen aktivem und rein passivem Management angesiedelt“ sind.
© Fidelity International, Andy Lane

Interview mit Tim Breitbach und Ilia Chelomianski

„Anleger haben einen Fokus auf Qualität und Dividende“

Tim Breitbach und Ilia Chelomianski von Fidelity International sehen im GEWINN-Interview derzeit großes Interesse an Anleihen- und nachhaltigen ETFs, während Anleger bei Aktien eher auf solide ­Basisthemen setzen.

Von Martin Maier

24.05.2023

GEWINN: Wie würden Sie aktuell die Stimmung unter den Investoren einschätzen? Welche ETF-Kategorien werden stark nachgefragt, welche weniger?

Breitbach: 2022 war ein Jahr, in dem man in so ziemlich allen Anlageklassen Verluste hinnehmen musste. Durch den starken Anstieg der Zinsen wurden voriges Jahr insbesondere auch die Anleihenkurse stark getroffen. Doch das höhere Zinsniveau führte heuer bereits zu einer starken Nachfrage nach Anleihen-ETFs. Auf der Aktienseite sehen wir großteils Interesse im Qualitätssegment, weil scheinbar die Anleger noch nicht der Meinung sind, dass die Aktienmärkte wieder „abheben“ werden. Das bedeutet, die Investoren wollen zwar am Aktienmarkt investiert sein, tendenziell aber mit Fokus auf Qualität und Dividende. Themen-ETFs sind aktuell etwas in den Hintergrund gerückt, weil es den Anlegern derzeit eher um Basisthemen geht.

GEWINN: Bei Fidelity-ETFs wählen Sie ja einen Mittelweg zwischen klassischen, aktiv verwalteten Fonds und ETFs, die einfach bekannte Indizes abbilden, oder?

Breitbach: Grundsätzlich war es die Idee von ETFs, einen klassischen Index bei entsprechend niedrigen Gebühren einfach abzubilden. In diesem Bereich tummeln sich aber bereits viele Anbieter und es ist schon ein gewisser Sättigungsgrad erreicht. Viele Anleger wünschen sich aber, eben nicht nur den Index zu bekommen. Und da hat sich für uns als Fidelity die Frage gestellt, was wir quasi aus unserer aktiven DNA heraus beim Thema ETF einbringen können. Wir haben beschlossen, nicht als 15. Anbieter einen ETF auf den Markt zu bringen, der den S&P-500-Index abbildet, sondern unseren Mehrwert auf der aktiven Seite in eine kostengünstige ETF-Lösung zu packen und somit einen Mehrwert für den Anleger zu liefern. Wir bieten daher Dividenden-ETFs, Themen-ETFs und Nachhaltigkeits-ETFs mit einem aktiven Ansatz an.

GEWINN: Wie drückt sich dieser Mehrwert beispielsweise bei den Dividenden-ETFs von Fidelity aus?

Breitbach: Die meisten Dividenden-Indizes zielen relativ stur auf jene Unternehmen ab, die in der Historie die höchsten Dividendenrenditen hatten. Das führt dazu, dass man gewisse Sektoren am Aktienmarkt kaum beachtet, weil etwa Technologieunternehmen tendenziell weniger Dividenden ausschütten. Dadurch hätte man in den Jahren vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine wesentlich schlechtere Performance erzielt als der breite Markt. Das ist vielen Anlegern nicht bewusst. Bei unseren Dividenden-ETFs sind die Sektoren trotz Fokus auf dividendenstarke Unternehmen nahezu gleich wie im zugrundeliegenden Index gewichtet. Dadurch haben diese ETFs trotz der Dividendenstrategie auch in Jahren, wenn Wachstumsaktien boomen, keinen wesentlichen Nachteil.

GEWINN: Wo sieht Fidelity die großen Megatrends an den Aktienmärkten?

Weitere Artikel

Online Juli 2024

Die Zertifikate des Jahres

Alljährlich stellt das Zertifikate Forum Österreich jene Produkte vor, die von einer unabhängigen...

Weiterlesen: Die Zertifikate des Jahres
GEWINN Juli/August 2024

„Wer erneuerbare Energie erzeugen will, muss auch dafür sorgen, dass die notwendigen Rohstoffe dafür produziert werden“

Die letzte Phase der Legislaturperiode ist eine der spannendsten. Da werden Gesetzesvorlagen oder...

Weiterlesen: „Wer erneuerbare Energie erzeugen will, muss auch dafür sorgen, dass die notwendigen Rohstoffe dafür produziert werden“
GEWINN Juli/August 2024

Dort, wo der Zweigelt (und noch viel mehr) zu Hause ist!

Die heurige Fachexkursion vom Wiener Sommelierverein führte nach Göttlesbrunn, wo Franz Netzl ein...

Weiterlesen: Dort, wo der Zweigelt (und noch viel mehr) zu Hause ist!