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Interview mit Wolfgang Schüssel
Die EU als Schiff: Ist es die Arche Noah oder die Titanic?
In seiner Ära als Bundeskanzler hat Wolfgang Schüssel Österreichs Verhältnis zur EU geprägt wie kein anderer. Die Sanktionen, die wegen der schwarz-blauen Koalition gegen Österreich verfügt wurden, hat er cool ausgesessen, wenn es um Reformschritte Europas gegangen ist, war er meist vorne mit dabei. Heute werkt er in einem bescheidenen, aber prächtig gelegenen Innenstadtbüro, zur Tagespolitik enthält er sich jeder Äußerung, dafür ist er umso umtriebiger in neuen Projekten.
Stolz hält er die Zeitschrift „European Voices“ in Händen, viermal im Jahr soll sie mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren erscheinen – und Schüssel hat alles über Spenden finanziert. Bei der EU hat er auch dafür angeklopft: Im ersten Kontakt gab es eine grundsätzliche „Wohlmeinung“, beim zweiten Termin konfrontierte man den Altkanzler mit einem internationalen Antragsslalom, worauf er auf die EU-Gelder gänzlich verzichtete. Wie erlebt er im Gespräch mit GEWINN-Herausgeber Georg Wailand „sein“ Europa vor der Wahl?
GEWINN: Vor 30 Jahren haben zwei Drittel der Bevölkerung in Österreich für den EU-Beitritt gestimmt – heute hingegen sind rund 30 Prozent so sauer, dass sie am liebsten austreten würden.
Schüssel: Nein, halt, so ist es nicht: 80 Prozent antworten in Österreich auf die Frage, ob sie aus der EU austreten wollen, mit einem Nein. Die wirtschaftlichen Erfolge sind den Leuten offenbar schon bewusst: Die Wirtschaftskraft hat sich ebenso vervielfacht wie unsere Exporte oder die Auslandsinvestitionen – das sind ganz eindrucksvolle Zahlen, ein Riesenerfolg, der sich in den letzten zwanzig Jahren mit der Osterweiterung der EU fortgesetzt hat.
GEWINN: Komisch, aber kaum einer redet darüber. Wenn es um die EU geht, wird meist kritisiert, wie sie in unser Leben mit neuen Regeln eingreifen möchte …
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