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Interview mit David Mayer-Heinisch
„Die Vollkasko-Gesellschaft ist vorbei“
GEWINN: Was hat Sie dazu bewogen, in einem heiß umkämpften Markt eine weitere Online-Vermögensverwaltung für Privatkunden zu starten?
Mayer-Heinisch: Ich glaube, die „Vollkasko-Gesellschaft“ ist vorbei. Wir müssen alle für unsere Zukunft selbst vorsorgen. Das funktioniert aber nur, wenn es eine gute Lösung dafür gibt. Diesbezüglich haben Robo-Advisors in den vergangenen Jahren einen günstigen Zugang zu Wertpapieren für Privatanleger geschaffen. Aber sie bieten nicht die richtigen Werkzeuge, um entsprechend seinen Anlagezielen optimal anlegen zu können. Auf der anderen Seite gibt es Privatbanken, die im Rahmen eines professionellen Portfoliomanagements sehr genau darauf achten, was die Ziele eines Kunden sind, und das auch kontinuierlich anpassen. Aber die sind in ihren Abläufen sehr ineffizient und deswegen sehr teuer, weshalb sie nur für richtig betuchte Kunden in Frage kommen. Und sie stecken in Interessenkonflikten, weil sie ihre eigenen Anlageprodukte in die Kundenportfolios hineinverkaufen. Und wir sehen uns hier in der Schnittmenge dieser Angebote als „Fully Hybrid Asset Manager“.
GEWINN: Was bedeutet das konkret?
Mayer-Heinisch: Wir versuchen einerseits, alle Abläufe möglichst systematisch und effizient zu gestalten, wo der Mensch keinen Mehrwert bringt. Wenn es etwa darum geht, unseren Investmentansatz laufend zu überprüfen und zu hinterfragen. Und andererseits nehmen wir uns im Kundenkontakt und in der Beratung im Vergleich zu anderen Online-Vermögensverwaltungen untypisch viel Zeit.
GEWINN: Ab welchem Betrag kann man bei Ihnen Kunde werden, und welche Kosten kommen auf einen zu?
Mayer-Heinisch: Aufgrund unserer sehr effizienten Abläufe können wir professionelles Portfoliomanagement bereits ab einem Einmalerlag von 3.000 Euro oder ab einem Sparplan von 150 Euro pro Monat anbieten. Die Verwaltungsgebühr beträgt grundsätzlich ein Prozent des investierten Volumens. Aber je größer ein Kunde ist und je länger er bei uns ist, desto günstiger werden unsere Gebühren. Dazu kommen noch Kosten für die im Depot enthaltenen Wertpapiere, die je nach Portfolio unterschiedlich sind, aber im Schnitt bei etwa 0,15 Prozent p. a. liegen.
GEWINN: Ich nehmen an, die Kundengelder werden bei Ihnen je nach Anlagehorizont und Risikoneigung in eine gewisse Anzahl von Standardportfolios investiert, oder? Wie werden diese Portfolios gestaltet?
Mayer-Heinisch: Ja, die Kunden werden 15 Portfolio-Optionen zugeteilt. Der erste Schritt bei der Gestaltung der Portfolios ist die Gewichtung der darin enthaltenen Anlageklassen. Denn diese Entscheidung stellt den mit Abstand größten Faktor für die zukünftige Rendite und das Risiko in einem Portfolio dar. So zeigt etwa eine viel zitierte Studie, dass 91,5 Prozent der Rendite und des Risikos auf Auswahl und Zusammensetzung der Anlageklassen zurückzuführen sind. Welche einzelnen Wertpapiere man aus diesen Märkten dann im Detail nimmt, spielt dann kaum mehr eine Rolle. Wir investieren dabei in Aktien, Anleihen und Liquid Alternatives. Dazu zählen wir Rohstoffe, Gold, inflationsgesicherte Anleihen, Break-even-Instrumente und Real-Estate-Investment-Trusts. Unser quantitativer, datengestützter Ansatz hilft uns, antizyklisch zu handeln und typisch menschliche Fehler zu vermeiden.
GEWINN: Was wäre ein Beispiel für typische Anlegerfehler?
Mayer-Heinisch: Viele Privatanleger machen sich zum Zeitpunkt des Kaufs umfangreiche Gedanken über die Investition. Aber danach schauen sie sich diese Investitionen immer seltener oder weniger genau an, obwohl sich die Parameter über die Zeit verändern. Bei uns werden die Strategien ständig hinterfragt und angepasst, da sich die Welt ständig verändert. Daher sehen unsere Portfolios heute ganz anders aus als noch vor einem Jahr.
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