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„Es ist eine gute Mischung an positiven Faktoren für den Aktienmarkt“© manassanant pamai - GettyImages.com

Börse Japan

„Es ist eine gute Mischung an positiven Faktoren für den Aktienmarkt“

Japans Börse hat sich aus dem Tal der Tränen gekämpft und das alte Rekordhoch aus dem Jahr 1989 überwunden. June-Yon Kim, Fondsmanager von Lazard Asset Management, erklärt den Aufschwung und warum er weiter positiv gestimmt ist.

Von Hans-Jörg Bruckberger

21.05.2024

Mehr als drei Jahrzehnte hat Japans Aktienmarkt gebraucht, um sich von einer historischen Spekulationsblase zu erfangen. Der Nikkei-225-Index notiert rund um 39.000 Punkte (im März waren es sogar über 40.000 Punkte). Damit hat der japanische Leitindex erstmals wieder jenen Wert erreicht und sogar überschritten, den er davor letztmals im Jahr 1989 markiert hatte. Die japanische Notenbank hat unterdessen vor Kurzem erstmals seit 17 Jahren den Leitzins erhöht und als letzte Industrienation eine Politik der Negativzinsen beendet. Aber was bedeutet all das für die weitere Entwicklung des Markts? GEWINN traf Fondsmanager June-Yon Kim von Lazard Asset Management und bat um seine Einschätzung der Börse Tokio.

GEWINN: 34 Jahre hat der japanische Leitindex Nikkei 225 gebraucht, um ein neues Rekordhoch zu erreichen – endlich auch wieder gute Zeiten für einen Japan-Fondsmanager. Macht der Job jetzt wieder Spaß?

Kim: Absolut. Wobei der Markt ja schon seit mehr als zehn Jahren steigt. Bereits im Jahr 2012 erfolgte eine Bodenbildung. Aber auch das war eine ganz schön lange Zeit, nachdem die Spekulationsblase 1990 geplatzt war.

GEWINN: Was sind die Gründe für die jüngste Rallye bei japanischen Aktien? Die Konjunktur entwickelt sich ja verhalten.

Kim: Es gibt zwei wesentliche Faktoren: Zum einen gab es beim Thema Corporate Governance Reformen und wesentliche Fortschritte. Japanische Unternehmen sind aktionärsfreundlicher geworden. Es werden Dividenden ausgeschüttet, es gibt mehr Aktienrückkäufe. All das hat Investoren angelockt. Zum anderen endete nach mehr als 20 Jahren die Ära der Deflation. Die Bank of Japan hat ihren Negativzins aufgegeben und zum ersten Mal seit 2007 die Zinsen angehoben. Und auch wenn der Leitzins jetzt nur bei null bis 0,1 Prozent liegt, ist das doch von der Symbolik und Psychologie her wichtig. Die Covid-Krise mit der verstärkten Binnennachfrage und den diversen Lieferkettenproblemen hat zu einer gewissen Inflation geführt. Diese ist derzeit aber vor allem intern getrieben, also hausgemacht und nicht durch externe Faktoren entstanden. Die Löhne sind nämlich deutlich gestiegen, und zwar stärker als erwartet. Das gab der Notenbank Zuversicht, die Ära der Negativzinsen zu beenden. Was vielen börsennotierten Konzernen auch noch hilft, ist der schwache Yen. Das verschafft den zahlreichen Exporteuren Rückenwind. Es ist also eine gute Mischung an positiven Faktoren für den Aktienmarkt.

GEWINN: Wo liegt das BIP-Wachstum aktuell?

Kim: Nominal bei etwa vier Prozent. Aber Wirtschaftswachstum ist nicht alles, was zählt. Die Aktienmärkte reflektieren nicht nur die konjunkturelle Entwicklung. Wie gesagt: Wir haben ja viele Exporteure, für die das Wachstum in Japan gar nicht so wichtig ist. Und dann gibt es noch einen entscheidenden Faktor, der mich für die Zukunft positiv stimmt.

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