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Tipp der Woche
Geld verdienen mit der hohen Inflation
Kaum ein Tag vergeht hierzulande derzeit ohne heftige Diskussionen über die anhaltend hohe Inflation. Auch in anderen Regionen der Welt führen die seit Herbst 2021 auf breiter Front stark steigenden Preise zu massiven Problemen für Wirtschaft und Bevölkerung. Die Notenbanken haben im Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen in Rekordgeschwindigkeit bereits massiv erhöht, doch die Wirkung zeigt sich bisher nicht im gewünschten Ausmaß. Darauf angesprochen, erklären Notenbanker, dass die Werkzeuge der Geldpolitik ja generell nur langsam ihre Wirkung entfalten können und dass die Regierungen mit ihren massiven Förderpaketen bzw. ihrer expansiven Fiskalpolitik genau in die entgegengesetzte Richtung preistreibend
wirken.
Während die Preissteigerungen bei Energie bereits wieder stark zurückgegangen sind, setzt sich die Preisspirale an anderer Stelle munter fort. Doch der Finanzmarkt geht laut Holger Brauer, Deputy Head of Investment bei Normura Asset Management, weiterhin von einem starken Rückgang der Inflation aus: „Im Euroraum wird (Stand 5. Mai 2022, Anm.) für das kommende Jahr eine Preissteigerung inklusive Energie und Lebensmittel von 2,7 Prozent erwartet und über fünf Jahre 2,3 Prozent p. a. Für die USA liegen die eingepreisten Markterwartungen mit 2,2 Prozent p. a. für alle Horizonte über zwei Jahre sogar niedriger. Wir halten dies aber selbst bei einem zu erwartenden moderaten Rückgang der Inflation für zu optimistisch und sehen hier zusätzliches Ertragspotenzial für Inflationsindexierte Anleihen.“
Versicherung gegen überraschend hohe Inflation
Herkömmliche Anleihen leiden stark unter hoher Inflation, weil durch die Inflation trotz gestiegener Anleihenzinsen der reale Ertrag geschmälert wird oder man – wie aktuell – sogar einen Kaufkraftverlust erleidet.
Dies gilt aber nicht für inflationsindexierte Anleihen bzw. Inflationsschutzanleihen. Bei ihnen werden die Zins- und Rückzahlungen an einen Preisindex gekoppelt, was den mit der Inflation einhergehenden Kaufkraftverlust ausgleichen soll. In diesen Inflationsschutzanleihen ist aber immer bereits eine gewisse Erwartung der Marktteilnehmer bezüglich der weiteren Inflationserwartung enthalten. Somit liefern sie nur dann einen höheren Ertrag als vergleichbare Anleihen ohne Inflationsschutz, wenn die Inflation unerwartet hoch ausfällt.
Und genau hier ergibt sich laut Brauer aktuell eine Chance für Anleger: „Inflationsindexierte Anleihen wirken so wie eine Versicherungspolice gegen unerwartet hohe Inflation und generieren zusätzliche Erträge, wenn die Inflationserwartungen sich als zu niedrig erweisen. Während Sparer wie Investoren in Staats- und Unternehmensanleihen unter einer hoch bleibenden Inflation leiden, verdienen die Investoren in inflationsindexierte Anleihen dann besonders viel.“
Beispiele für Inflationsschutzprodukte
Für Privatanleger empfiehlt es sich in erster Linie, über entsprechende Investmentfonds oder ETFs breit gestreut in inflationsgeschützte Anleihen zu investieren, um das Risiko zu minimieren. Viele Fondshäuser und ETF-Anbieter haben entsprechende Fonds und ETFs im Angebot. Beispiele für aktiv verwaltete Fonds: Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihenfonds (AT0000622014) oder Erste-Bond-Inflation-Linked-Fonds (AT0000619895).
ETFs ermöglichen, ohne aktives Management – dafür zu geringeren Gebühren – Investitionen in inflationsgeschützte Anleihen zu investieren: Zum Beispiel bieten der iShares Euro Inflation Linked Government Bond ETF (IE00B0M62X26) oder der Lyxor Core Euro Government Inflation Linked Bond ETF (LU1650491282) Zugang zu inflationsgeschützten Staatsanleihen aus der Eurozone.
Sollte die Inflation hingegen geringer ausfallen, als der Markt es derzeit erwartet, dann sind inflationsgeschützte Anleihen im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen im Nachteil und bringen einen geringeren Ertrag.