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Interview mit Franz Weis
„Die Gesundheits- und die IT-Branche gefallen uns sehr gut“
GEWINN: In den europäischen Aktienindizes spielen insbesondere sehr konjunkturabhängige Branchen wie Industrie oder Banken eine große Rolle. Sind damit die europäischen Märkte nicht im Vorteil, wenn es mit der Konjunktur wieder bergauf gehen könnte?
Weis: Wenn man davon ausgeht, dass sich dank der fallenden Zinsen die Konjunktur wieder besser entwickeln könnte, dann müssten europäische Unternehmen und die Börsen davon profitieren – vielleicht sogar stärker als andere Regionen. Aber falls das unmittelbare Wirtschaftswachstum erst noch mal sehr holprig ist – was durchaus der Fall sein könnte –, wäre es eher ein Nachteil.
GEWINN: Die US-Börsen sind in den vergangenen Jahren im Durchschnitt viel besser gelaufen als jene in Europa. Damit sind aus Sicht vieler Experten Aktien aus Europa tendenziell im Vergleich zu den US-Werten deutlich unterbewertet. Wie schätzen Sie das ein?
Weis: Viele beziehen sich in ihren Vergleichen auf das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von Märkten. Aber die Aktienmärkte in den verschiedenen Regionen sind völlig unterschiedlich zusammengesetzt und können daher über diese Kennzahl nur bedingt verglichen werden. In den US-Indizes haben die bekannten großen Technologieunternehmen wie Nvidia, Meta Platforms oder Alphabet eine hohe Gewichtung. Und sie sind hoch bewertet. Aber warum? Weil sie stark wachsen. Und selbst wenn man das durchschnittliche KGV als Referenz nimmt, so erscheint mir ein KGV für die europäischen Aktienmärkte von aktuell 13, das nur ein bisschen unter dem langfristigen Durchschnitt liegt, auch nicht so attraktiv, wie man meinen könnte.