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Fußschmerzen
Hallux valgus: Der „Schmerzteufel“
Die Hallux-valgus-Fehlstellung der Großzehe trifft vorwiegend Frauen. Häufig ist mit ihr eine Rotation des ersten Mittelfußknochens sowie eine Spreizung des Fußes verbunden. Etwa jeder Achte leidet in unseren Breiten früher oder später an solch einer Fehlstellung. Als wesentliche Ursache werden harte Schuhsohlen, seitliche Einengung des Fußes mit schmalen und spitzen Zehenkappen oder mittelhohe bis hohe Absätze, die letztlich die Fußmuskulatur außer Kraft setzen, gesehen. Eine chronische Überlastung des Fußes durch Übergewicht bedingt ebenso eine Veränderung der Belastung der Fußwurzelknochen und der Fußmuskulatur.
Jegliche Veränderung im Bereich des Fußskelettes beeinflusst das muskuläre Gleichgewicht, welches durch Beuge- und Strecksehnen im Bereich des Großzehengrundgelenkes sowie den die Großzehe abspreizenden und den die Großzehe beiziehenden Muskeln hergestellt wird. Die verschiedensten Fehlbelastungen der Muskulatur führen in Verbindung mit einer veränderten Zugrichtung der das Gelenk überschreitenden langen Fußmuskeln zu irreversiblen Fehlstellungen.
Die ursprünglich nur kosmetisch störenden Fehlstellungen können im Laufe der weiteren Entwicklung neben lokalen Schmerzen und Entzündungen über dem Großzehengrundgelenk zu einer Fehlstellung der zweiten Zehe führen. Das sich verändernde Abrollverhalten des Fußes bedingt in weiterer Folge häufig Schmerzen im Mittelfußbereich über den Mittelfußköpfchen.
Das klinische Bild ist geprägt von folgenden Faktoren:
- Wie stark weicht die Großzehe von der physiologischen Gelenksachse ab.
- Wie gut ist die Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk.
- Wie gut ist die Funktion der Fußmuskulatur.
- Wie weit sind andere Zehen bereits deformiert (Hammerzehen . . .) .
- Wie ausgeprägt sind die knöchernen Veränderungen im Röntgen.
Der beginnenden Hallux-valgus-Fehlstellung kann insbesondere durch Kräftigung des Großzehenabspreizers mit Fußgymnastik und Schwellstrom entgegengewirkt werden.
Vorbeugung: Fußgymnastik
Fußgymnastik ist aber auch die einfachste Möglichkeit, statischen Schäden vorzubeugen. Greifen Sie mit Ihren Zehen eine Socke, ein Tuch oder einen Bleistift. Heben Sie diesen hoch und lassen Sie ihn dann durch Stre-cken der Zehen fallen. Stellen Sie den Fuß ab und machen Sie das Gleiche mit dem anderen Fuß. Wiederholen Sie die Übungen mit jedem Fuß drei-bis viermal. Stehen Sie auf und versuchen Sie, ein paar Schritte am Fußaußenrand zu gehen. Dabei die Zehen fest ankrallen, damit die ganze Fußsohlenmuskulatur angespannt wird. Danach einige Schritte abwechselnd im Zehen- und Fersengang durchführen. Dazu brauchen Sie kaum mehr als drei Minuten – Sie werden sich jedoch gleich viel besser fühlen.
Für die Aufrichtung des Längsgewölbes sind Balanceübungen eine gute Sache. Stellen Sie sich auf ein Bein und achten Sie darauf, den Fußaußenrand mehr zu belasten. Dabei müssen Sie fast automatisch mehr Spannung in die das Längsgewölbe bildende Muskulatur bringen. Außerdem ist diese Übung ein optimales Gleichgewichtstraining, dass das Sturzrisiko beim regelmäßigen Üben deutlich mindert.
Begleitend können durchblutungsfördernde Maßnahmen sowie eine Lockerung der Fußmuskulatur zum Beispiel durch Spreizfußmassagen die Beschwerden lindern.
Fußmassage für zu Hause
Legen Sie eine Hand auf den Fußrücken und die Zehen, die zweite Hand ballen Sie zur Faust und streichen nun vier- bis fünfmal mit den Fingerknöcheln von den Zehen über die Sohle bis zur Ferse. Richtig durchrollen! Der Druck sollte durchaus fest sein, damit alle Ablagerungen der Sohlenmuskulatur mobilisiert und abtransportiert werden.
Beginnen Sie nun mit der Massage der Zehen mit Daumen und Zeigefinger, leicht knetend und ziehend immer von der Zehenbasis zu Zehenspitze. Fangen Sie bei der kleinen Zehe an. Bei der Großzehe müssen Sie mehr Mühe aufwenden und exakt vom Großzehenballen – oben und unten, innen und außen – gut durcharbeiten. Dabei sollten Sie darauf achten, dass die Großzehe immer zur Innenseite gezogen wird. Nach der Massage wird jede Zehe an der Spitze gefasst, kreisend gezogen und gedehnt. Dies mobilisiert nicht nur, sondern wirkt auch dem Entstehen von Hammerzehen entgegen.
Nehmen Sie nun den Fuß in beide Hände und drücken das Quergewölbe fest zusammen, danach legen Sie beide Daumen auf die Fußsohle und massieren mit kreisenden Bewegungen vom Zehenballen bis zur Ferse in mehreren Bahnen vom Innengewölbe bis zum Fußaußenrand intensiv durch.
Zum Abschluss nochmals mit beiden Händen den Fuß durchbewegen und wieder von der Zehenspitze bis zum Knie ausstreichen.
Wechsel auf adäquates Schuhwerk
Der Verzicht auf ausgeprägte Schuhspitzen und hohe Absätze ist unbedingt notwendig. Auch zu weiche Schuhe, die seitlich keine Stabilität geben, sind kontraproduktiv. Eine wertvolle Unterstützung der Aktivierung der Fußmuskulatur erfolgt durch das Gehen auf Naturboden (Kiesel, Gras). Die im fortgeschrittenen Stadium vorliegenden Belastungen des zweiten bis vierten Mittelfußknochens mit Spreizfußdeformität kann durch Verwendung von orthopädischen Einlagen mit retrokapitalem Metapolster entlastet werden. Bei der Einlagenversorgung sollte dabei unbedingt darauf geachtet werden, dass der Fuß weiterhin aktiv bleibt. Hierfür müssen die Einlagen elastisch sein. Üblicherweise sind solche Einlagen nach neun bis zwölf Monaten zu erneuern. Harte Einlagen hemmen die Eigenaktivität der Muskulatur und sind somit längerfristig kontraproduktiv. Bei fortgeschritteneren Stadien kann eine Schuhzurichtung eine Schmerzreduktion bringen. Hierfür werden Abrollwiege sowie Abstützung im Mittelfußbereich vom Orthopädietechniker in den Schuh eingebaut. Das Limit der Adaptierung von Schuhen liegt meist in der Akzeptanz des Patienten.
Wenn nur noch eine OP hilft
Eine weitere therapeutische Option ist die operative Versorgung des Fußes. Die Entscheidung zur Operation sollte sich nach den Beschwerden des Patienten richten und nicht ausschließlich aufgrund kosmetischer Aspekte durchgeführt werden. In den letzten Jahrzehnten wurde eine Vielzahl an operativen Verfahren unter Berücksichtigung der verschiedenen Fehlstellungen der Großzehe entwickelt. Die Entscheidung hinsichtlich des Operationsverfahrens sollte immer ein erfahrener Fußchirurg treffen. Bei den meisten Operationsverfahren erfolgt eine Korrektur der knöchernen Achse, begleitend werden Weichteile gelöst bzw. gerafft. Weitere Beschwerden verursachende Fehlstellungen der anderen Zehen – wie zum Beispiel ein schmerzhafter Spreizfuß – können bei der gleichen Operation korrigiert werden. Je größer der operative Eingriff ist, umso länger ist die zu erwartende Zeit der Rehabilitation. In Abhängigkeit von der durchgeführten Operationstechnik muss in der Regel für sechs Wochen ein Spezialschuh getragen werden.