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Herbstdepression
Wer seine Wohnung nicht verlassen möchte und seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgehen kann, sollte ärztliche Hilfe suchen.
© Deagreez – GettyImages.com

Lichttherapie

Herbstdepression

Das Sonnenlicht wird weniger, die Tage kürzer, Nebel und nasskaltes Wetter häufen sich. Das schlägt sich aufs Gemüt.

Von Andrea Dungl-Zauner

31.10.2023

Für unsere innere Uhr ist Licht ein wichtiger Zeitgeber. Verändert sich dieser stark, wie etwa im Winter, kann dies den Tagesrhythmus des Körpers sowie die Sekretion von Hormonen und die Körpertemperatur beeinflussen und unser körperliches Gleichgewicht stören. Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit sind häufig die Folge. Atypische Symptome, wie etwa Heißhunger auf Kohlenhydrate oder ein erhöhtes Schlafbedürfnis, sowie eine gesteigerte Irritabilität können ebenfalls auftreten. Dies kann zu ­depressiven Verstimmungen, Stimmungsstörungen und saisonaler Depression führen. Von einer „saisonal abhängigen Depression“ (SAD) spricht man, wenn die Symptome in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auftreten.

Ohne Sonne keine Lösung?

Tageslichtlampen könnten hier eine wertvolle Unterstützung sein. Die Tageslichtlampe (Bright Light Therapy) soll den zirkadianen Rhythmus imitieren helfen. Die Lichttherapie wirkt vorwiegend über die geöffneten Augen. Zellen der Retina (Netzhaut) enthalten Rezeptoren, die den Hypothalamus über Lichtverhältnisse oder Umwelt versorgen. Bei der SAD kann sie unter Umständen therapeutisch alleine ausreichend wirken, da sie den zirkadianen Rhythmus positiv beeinflusst und sich auch auf den Serotoninspiegel auswirkt. Länge, Zeitpunkt und Intensität der Lichttherapie spielen dabei eine wichtige Rolle. Erwachsene ­sollten sich täglich, idealerweise am Morgen, 30 Minuten 10.000 Lux aussetzen. Selbst wenn Sie die Lichttherapie vorbeugend zur Verbesserung der Stimmung einsetzen wollen, sollten Sie diese Parameter beachten. Vorzugsweise sollte die Lampe in einem Winkel von 30 bis 60 Grad zu den ­Augen aufgestellt werden, um einen ausreichenden Lichteinfall auf die ­Augen zu bekommen.

Wem 10.000 Lux während 30 Minuten zu intensiv sind oder wenn es zur Überanstrengung der Augen kommt, kann eine Reduktion der ­Dosis auf 2.500 Lux während ein bis zwei Stunden pro Tag vorgenommen werden. Der einzige Nachteil der Lampen: Tägliche Anwendungen sind zwingend notwendig.

Unterstützend gegen den Winterblues ist auch viel Bewegung an der ­frischen Luft. Das kurbelt die Serotoninproduktion an. Hierfür reicht es, lockere Bewegung wie bei einem ­Spaziergang zu machen. Dabei gilt ­Bewegung per se schon als eine wertvolle Hilfe, gegen depressive Verstimmungen anzukämpfen. Eine neuere Studie vergleicht die Wirkung von ­Antidepressiva und Sport. Niederländische Forscher konnten dabei positivere Effekte von Joggen bei der Therapie von Depressionen im Vergleich zu Medikamenten zeigen.

Allerdings reicht es nicht, jemandem mit einer Depression zu sagen, dass er täglich eine halbe Stunde Sport machen soll. Für Patienten, die es morgens kaum schaffen, aus dem Bett zu kommen, ist ein solcher Rat einfach eine Illusion. Laufen ist kein Allheilmittel für eine angeschlagene Psyche, kann aber eine wertvolle Hilfe für ­einen Teil der Betroffenen darstellen. Auch kleine Bewegungseinheiten ­helfen. Treppensteigen, Spaziergänge und das Pflegen sozialer Kontakte im Fitnessstudio helfen, depressive Verstimmungen zu bekämpfen.

Eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung mit einem Baustoff des Serotonins, dem Tryptophan, kann uns helfen, besser durch die dunkle Jahreszeit zu kommen. Lebensmittel wie Käse, Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, Eier, Salat und dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von mindestens 70 Prozent sollten in unseren Speiseplan integriert werden.

Frisch wirkende Farben wie Gelb und Orange sorgen für mehr Energie. Die Lieblingsmusik oder Duftschalen mit natürlichen ätherischen Ölen (z. B. Orangenschalen mit Gewürznelken) tragen ebenso zu einer positiven Stimmung bei. Sensibel gegenüber dem eignen Verhalten sollte man jedoch immer bleiben. Wer seine Wohnung nicht mehr verlassen möchte und seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgehen kann, sollte jedenfalls ärztliche Hilfe suchen. Wie in vielen Lebens­situationen bedarf es oft mehr Stärke, Hilfe anzunehmen, als sich einfach treiben zu lassen.

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