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Kommer spricht Klartext
Investieren in Börsengänge – eine Verliererwette
Viele interessante Ergebnisse der wissenschaftlichen Finanzmarktforschung erreichen bei ihrem „Grad der Verlässlichkeit“ nicht die magische 100-Prozent-Schwelle. Dann besteht die Möglichkeit, dass die darin formulierten Investmentschlussfolgerungen sich später einmal als falsch herausstellen (in anderen Forschungsdisziplinen wie beispielsweise der Medizin ist das allerdings auch nicht anders).
Im vorliegenden Beitrag präsentieren wir dagegen eine praxisrelevante Erkenntnis der Finanzmarktforschung, deren Verlässlichkeitsgrad sehr nahe bei 100 Prozent liegen dürfte. Sie lautet: Die Rendite von IPO-Aktien (IPO = Initial Public Offering, erstmaliger Börsengang) während der ersten zwölf bis 24 Monate nach ihrer Börsennotierung liegt statistisch deutlich unter der allgemeinen Marktrendite. Zugleich ist die Volatilität (ein Risikomaß) von IPO-Aktien eher höher als die des allgemeinen Marktes. Statistisch betrachtet sind IPO-Aktien daher klar im Nachteil, weil sie geringere Renditen bei höherer Volatilität liefern.
In diesem Beitrag werden wir zeigen, wie stark der Minderertrag von IPO-Aktien ist, was dessen ökonomische Ursachen sind, welche zusätzlichen Fakten man bei der Einschätzung dieses Forschungsergebnisses bedenken sollte und was es für die Praxis eines Privatanlegers bedeutet.
So schlecht rentieren IPO-Aktien
Zunächst zur Quantifizierung des Minderertrags von IPOs: Zwar wird die Unterrendite von IPO-Aktien am US-Aktienmarkt für die letzten rund 50 Jahre in zahlreichen Studien eindeutig belegt, doch ist es nicht ganz einfach, diese Unterrendite in einer einzelnen oder in wenigen Zahlen repräsentativ zusammenzufassen. Der Hauptgrund lautet: In den vielen Untersuchungen zu IPO-Aktien werden oftmals voneinander abweichende Analyseansätze angewendet. Außerdem beziehen sie sich auf verschiedene Zeiträume. Gleichwohl können wir festhalten, dass, basierend auf den Studien, die wir ausgewertet haben, die durchschnittliche Unterrendite über die ersten zwölf, 24 oder 36 Monate nach dem IPO typischerweise mehr als zwei Prozentpunkte pro Jahr beträgt.
Eine aktuelle Indikation zu diesem strukturellen Minderertrag liefert der (bisher) einzige IPO-ETF, der im deutschen ETF-Markt angeboten wird, der First Trust US IPO Index ETF. Dieser ETF repliziert den IPOX-100-US-Index, der die hundert nach Marktkapitalisierung größten US-IPOs während ihrer ersten 1.000 Handelstage umfasst – also bis rund vier Jahre nach dem Börsengang. Der First-Trust-ETF wurde vor acht Jahren im Oktober 2015 aufgelegt. Von damals bis September 2023 produzierte er eine Rendite von 8,1 Prozent p. a. (in Euro). Das ist über einen Prozentpunkt p. a. weniger, als der US-Small-Cap-Markt in Gestalt beispielsweise des iShares S&P Small Cap 600 UCITS ETFs ablieferte (9,2 Prozent p. a.). Beim Risiko (Volatilität und Maximum Drawdown) lagen die beiden ETFs gleichauf.
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