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„KI ist von heute auf morgen billiger geworden“
„Es werden immer wieder neue Player auf den Plan treten und einiges bewegen“, meint Raiffeisen-Fondsmanager Leopold Quell. Für die Allgemeinheit, vor allem auch für die Konsumenten, sei dies positiv.
© RCM/Roland Rudolph

Deepseek erschüttert Technologieaktien

„KI ist von heute auf morgen billiger geworden“

Künstliche Intelligenz (KI) aus China hat zu Wochenbeginn die Börsen erschüttert. Raiffeisen-Fondsmanager Leopold Quell erklärt im Interview, was dahintersteckt.

Von Hans-Jörg Bruckberger

29.01.2025

Was für ein Wochenauftakt an den Börsen! Ein neuer Chatbot aus China hat die Wall Street in Angst und Schrecken versetzt: Das KI-Modell von Deepseek, einem Start-up aus dem Reich der Mitte, liefert beeindruckende Ergebnisse, obwohl es angeblich wesentlich günstiger ist und auch ohne die extrem hohen Rechenleistungen der bisher bekannten Technologien auskommt.

Prompt sackten die Kurse der gehypten US-Technologieriesen an der Börse ab. Allein Nvidia hat zu Wochenbeginn an nur einem Tag fast 600 Milliarden US-Dollar an Marktwert eingebüßt. Aber auch Zulieferer der Techkonzerne und andere potenzielle Profiteure des KI-Booms kamen unter die Räder. So verlor beispielsweise Siemens Energy am Montag zeitweise mehr als 20 Prozent an Wert und schloss schließlich 16 Prozent im Minus (freilich notierte die Aktie auf Sicht eines Jahres zu Redaktionsschluss immer noch mehr als 300 Prozent im Plus). Aber was ist da los? Ist das nun ein Gamechanger, oder war es nur ein Sturm im Wasserglas, der an der Börse jetzt günstige Einstiegsmöglichkeiten eröffnet? GEWINN fragte bei Leopold Quell, Aktienfondsmanager und Leiter des Technologie-Teams bei Raiffeisen Capital Management, nach.

GEWINN: Herr Quell, Deepseek hat zu Beginn der Woche ein Beben an den Börsen ausgelöst. Haben Sie dieses Unternehmen zuvor bereits gekannt?

Leopold Quell: Nein! Ich denke, das kannte fast niemand. Angeblich hat nicht einmal das Politbüro in Peking Deepseek auf dem Radar gehabt. Die sind ja sehr klein, und der Gründer ist ein Hedgefonds, kommt also aus der Finanzbranche und somit einer ganz anderen Ecke. Die sind also wirklich „out of nowhere“ gekommen, wie man im Englischen sagt.

GEWINN: Umso überraschender ist das Ganze …

Quell: Ja und nein. Denn eigentlich kann man so etwas in einer so innovativen Branche erwarten. Das war seinerzeit beim Siegeszug des Internets doch auch so. Da ist plötzlich ein unbekanntes Unternehmen namens Google aufgekommen und hat damals in kürzester Zeit Riesen wie Yahoo oder Altavista aus dem Markt gedrängt, ja regelrecht geschossen. Jetzt sind halt Konzerne wie Google, also Alphabet, oder Meta Platforms die großen, und damit sind sie mitunter auch etwas schwerfälliger und langsamer geworden. Ich denke, es werden nun auch im Bereich künstliche Intelligenz immer wieder neue, unbekannte Player auf den Plan treten und einiges bewegen.

GEWINN: Und doch hat es die Märkte jetzt sozusagen am falschen Fuß erwischt und sie in Schock versetzt. Wieso?

Quell: Die Chinesen haben die US-Riesen in Schock versetzt, weil diese dachten, sie hätten einen großen technologischen Vorsprung und könnten den Markt diktieren. Dem ist nun nicht so. Ich muss sagen, das hat schon so einen Hauch von Sputnik …

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