Hauptinhalt

Madagaskar: Land der Lemuren
Lemuren, auch Makis ­genannt: Auf Madagaskar gibt es knapp hundert verschiedene Arten.
© Anton Schmoll

Reise

Madagaskar: Land der Lemuren

Wie kein anderes Land auf der Welt verfügt die Gewürzinsel auf kleinem Raum über eine spektakuläre Vielfalt an Flora und Fauna, unterschiedliche Klimazonen sowie abwechslungsreiche Landschaften. Wie kam es zu dieser Einzigartigkeit?

Von Anton Schmoll

31.01.2024

Dazu muss man zu den Anfängen der Erdgeschichte zurückgehen. Vor vielen Millionen Jahren gehörte Madagaskar noch zum Urkontinent Gondwana mit dem heutigen Afrika, Indien und Australien. Vor etwa 200 Millionen Jahren zerbrach dieser riesige Kontinent, im Zuge der Kontinentalverschiebung löste sich Madagaskar von der afrikanischen Kontinentalmasse. Seither ist es vom Rest der Welt weitgehend isoliert. Durch diese Abgeschiedenheit hat sich eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt entwickelt.

Insel der Lemuren

Das berühmteste Beispiel für diese Evolution sind die Lemuren. Diese ­Tiere, auch Makis genannt, waren vor 150 Millionen Jahren noch über den gesamten Erdball verbreitet. In Abwesenheit natürlicher Feinde entstanden auf Madagaskar knapp hundert verschiedene Lemurenarten, während sie in der restlichen Welt von den höher entwickelten Affenarten verdrängt wurden.

Auf unseren Wanderungen durch die Nationalparks haben wir immer wieder Gelegenheiten, sie in ihrem ­natürlichen Lebensraum zu beobachten. Die erste Chance bietet sich an der Ostküste im Gebiet von Akanin’ny ­Nofy: Sehr neugierig und gar nicht scheu kommen uns die kleinen Kronenmakis entgegen. Sie werden nur etwa 35 Zentimeter groß und leben am liebsten in kleinen Gruppen.

Die größten Lemuren sind die Indris – schwarz-weiße Baumbewohner. Sie werden bis zu 80 Zentimeter groß. Ihr Territorium markieren sie mit seltsamen Schreien. Einige Volksgruppen glauben, dass in den Indris die Seelen der Toten weiterleben. Dieser Aberglaube ist für die Tiere sehr vorteilhaft, denn so werden sie nicht gejagt.

Etliche Lemurenarten sind nachtaktiv. Und so begeben wir uns am Abend mit Stirnlampen auf die Suche nach einem seltenen und fast ausgestorbenen Waldbewohner, dem Aye-Aye. Die Einheimischen haben es lange Zeit für einen Unglücksboten ­gehalten und getötet.

Lautlos wandern wir im Dunkeln durch das Gestrüpp. Lediglich die ­Geräusche unserer Schritte im Laub am Boden sind vernehmbar. Endlich raschelt es vor uns im Geäst, und ein Nagegeräusch verrät, dass ein Aye-Aye die von den Guides aufgehängte Kokosnuss gefunden hat. Das Tier sieht auf den ersten Blick etwas gespenstig aus: große Ohren wie eine Fledermaus, ausgeprägte Nagezähne und ein extrem langer Mittelfinger der Vorderpfoten. Aufgrund dieses Merkmals sind diese Lemuren auch unter dem Namen Fingertier bekannt.

Zwischen Felsnadeln und Schluchten

Szenenwechsel: Eine kleine Propellermaschine bringt uns an die Westküste der Insel. Das Klima ist hier völlig anders: Anstelle von Regen erwarten uns in der nächsten Zeit Trockenheit und Temperaturen über 30 Grad. Mit Geländefahrzeugen geht es durch eine ­typisch afrikanische Landschaft über staubige und holprige Pisten.

Oft überqueren wir Flüsse oder haben Bootsfahrten mit sehr einfachen Fähren auf dem Tsiribihina-Fluss. Langsam ziehen die malerische Flusslandschaft und das Leben der Einheimischen an uns vorbei. Zeit zur Entschleunigung und Vorbereitung auf die nächsten landschaftlichen Highlights.

Ein Beispiel für solche ist der Nationalpark Tsingy de Bemaraha. Er ist berühmt für seine bizarren Felsformationen, die vor rund 200 Millionen Jahren entstanden sind, als Madagaskar noch unter dem Meeresspiegel lag und es hier ein riesiges Korallenriff gab. Erosion durch Regen, Wasser und Wind haben aus dem alten Korallengestein bis zu 50 Meter hohe, steinerne Spitzen geformt. Das gesamte Gebiet sieht aus wie ein spektakulärer Wald aus Felsnadeln.

Als krönender Abschluss dieser Tour wartet am Waldrand eine spezielle Lemurenart auf uns: die Von-der-Decken-Sifakas. Wenn sich die ­Sifakas auf den Erdboden wagen, bewegen sie sich in weiten Sprüngen fort, wobei sie immer aufrecht mit den Hinterbeinen zuerst landen und bei jedem Sprung die Arme in die Höhe reißen. Diese spezielle Art der Fortbewegung hat ihnen auch den Spitznamen „tanzende Lemuren“ eingebracht.

Mutter des Waldes

Auf der Fahrt Richtung Morondava ­erreichen wir den landschaftlichen Höhepunkt einer jeden Madagaskar-Reise: die berühmten Baobab-Bäume, auch Affenbrotbäume genannt. Sie sind zum Wahrzeichen der Insel ­geworden.
Die Bäume sehen aus, als ob sie mit der Wurzel nach oben in die Erde gerammt worden wären. Ihre flache Krone kann bis zu 20 Meter Durchmesser haben. Eine optische Spielerei der Natur sind die „sich liebenden Baobabs“ mit ihren ineinander verdrehten Stämmen. Auf nahezu allen Prospekten abgebildet ist die spektakuläre Baobab-Allee. Sie ist ein 260 Meter langer Abschnitt einer Sandpiste, wo sich 20 bis 25 Exemplare majestätisch in Reih und Glied aufreihen.

Weitere Artikel

GEWINN Dezember 2024Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Die perfekte Safari

Die besten Safarireisen gibt es in privaten Schutzgebieten: Sie bieten authentisches „Out of Africa“...

Weiterlesen: Die perfekte Safari
GEWINN Dezember 2024

Eis adé, Magie olé

Fabian Blochbergers Eltern betreiben erfolgreich den Eis-Greissler. Er hingegen wollte schon immer...

Weiterlesen: Eis adé, Magie olé
Online Dezember 2024Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Aktienkurse weltweit auf stürmischer See

Sinkende Zinsen eröffnen neue Chancen. Wer auf Bitcoin setzte oder bei Gold rechtzeitig...

Weiterlesen: Aktienkurse weltweit auf stürmischer See