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„Wir befinden uns in Bereichen der Internet-Bubble der 2000er-Jahre“
Alfred Kober, Security KAG: „Das aus unserer Sicht am meisten unterschätzte Risiko ist das Einzeltitelrisiko.“
© Security KAG/Julius Hirtzberger

Interview

„Wir befinden uns in Bereichen der Internet-Bubble der 2000er-Jahre“

Alfred Kober von der Security KAG erklärt, warum der Markt aktuell anfällig für Korrekturen ist und wie man sich als Privatanleger am besten dagegen wappnet.

Von Martin Maier

14.01.2025

Die Security Kapitalanlage AG mit Sitz in Graz hat 2025 zum „Jahr der Diversifikation 2.0“ ausgerufen. Doch warum ist Diversifikation so wichtig? Und warum gerade 2025, wo es an den Aktienmärkten doch momentan so gut läuft? Die Antwort auf diesen Fragen liefert Alfred Kober, Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer der Security KAG, die laut eigenen Angaben nach streng wissenschaftlichen Grundsätzen arbeitet.

GEWINN: Herr Kober, mit welchen Risiken müssen Privatanleger in ihren Aktienportfolios grundsätzlich rechnen?

Kober: Das größte Risiko für Anleger ist sicherlich das Marktrisiko. Als Anleger ist man den Auf- und Abwärtsbewegungen der Wertpapiere ausgeliefert, man kann sich den globalen Dynamiken an der Börse quasi nicht entziehen. Seit der Finanzkrise vor 15 Jahren sind die Aktienmärkte bis auf kurze Phasen der Korrektur im Wesentlichen konstant gestiegen. Bei Investoren hat dies zu einem Gewöhnungseffekt geführt, viele Anleger gehen von immer weiter steigenden Kursen aus. Der Aktienmarkt ist aber keine Einbahnstraße. Langfristig gesehen muss es Phasen geben, in denen der Markt Erwartungen korrigiert und Preise nach unten gehen. Das zeigt auch die Börsengeschichte. Wann das genau passiert, ist aber unklar.

GEWINN: Wie risikobewusst sind Anleger in der derzeitigen Marktlage?

Kober: Nicht besonders risikobewusst, was auch mit der positiven Marktentwicklung in den vergangenen Jahren zu tun hat. Die Aktienquote der Haushalte in den USA ist beispielsweise so hoch wie noch nie. Rund 40 Prozent des Finanzvermögens der privaten Haushalte sind bereits in Aktien investiert. Diese Zahl ist natürlich viel höher als die in Österreich, aber selbst für die USA außergewöhnlich. Dies ist ein Indikator für hohen Optimismus bei den Privatanlegern, der wiederum zur Vorsicht raten sollte. Es ist bereits viel Liquidität im Markt. Auch die gängigen Bewertungsindikatoren liegen historisch gesehen im oberen Bereich. All das macht den Markt anfällig für Korrekturen.

GEWINN: Kann man sich gegen das Marktrisiko überhaupt absichern?

Kober: Wovon wir wirklich abraten, ist der Versuch des Market-Timings. In Aktieninvestments rein- und wieder rauszuhüpfen ist aus unserer Sicht eine ganz schlechte Idee. Die zukünftigen kurzfristigen Bewegungen am Markt vorherzusagen, gelingt selbst den erfahrensten Investoren nicht. Wichtig hingegen ist, seine eigene Risikotoleranz mit der Portfolioaufstellung abzustimmen. Neben Aktien sind hier festverzinsliche Wertpapiere ein entscheidendes Element, das bei Preiskorrekturen am Markt als Puffer im Portfolio fungiert. Unternehmensanleihen mit guter Bonität sind in der Ertragserwartung, die man langfristig recht gut abschätzen kann, fast ebenbürtig mit jener der Aktien. Und das Risiko ist bedeutend geringer. Wir haben bei unseren Spezialfonds eine Bandbreite von 30 bis 80 Prozent Portfolioanteil, der in Anleihen investiert wird. Diese Gewichtungen sind aber stark von der individuellen Risikotoleranz abhängig.

GEWINN: Gibt es noch andere Risiken, die Anleger gerne unterschätzen?

Kober: Das aus unserer Sicht am meisten unterschätzte Risiko ist das Einzeltitelrisiko. Viele Privatanleger neigen dazu, ihre Fähigkeiten bei der Auswahl einzelner Wertpapiere zu überschätzen, und stecken daher ihr Kapital in nur wenige Aktienunternehmen. Ein ausgewogenes Portfolio besteht bei unseren Spezialfonds aus mehreren Hundert Einzeltiteln. Das lässt uns auch bei etwaig aufkommenden Komplikationen im Geschäftsbereich einzelner Unternehmen oder Branchen ruhig schlafen.

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