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Nasdaq stutzt Big Tech die Flügel: Das sind die Gewinner und Verlierer
So dramatisch wie auf diesem Bild ist die Anteilsreduzierung der Schwergewichte am ­Nasdaq 100 nicht ausgefallen. Aber immerhin: Das Gewicht von ­Microsoft wurde beispielsweise um fast drei Prozentpunkte reduziert.
© Torsten Asmus – GettyImages.com, Bearbeitung: GEWINN

Umschichtungen im Nasdaq-100-Index

Nasdaq stutzt Big Tech die Flügel: Das sind die Gewinner und Verlierer

Börsenbetreiber Nasdaq musste die Gewichte der Indexmitglieder anpassen, da die Großen aufgrund ihrer jüngsten Rallye zu groß geworden sind. GEWINN zeigt, was das bedeutet. 

Von Hans-Jörg Bruckberger

09.08.2023
Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Die Inflation ist immer noch relativ hoch, die weltpolitische Lage fragil, und die konjunkturelle Entwicklung in vielen großen Volkswirtschaften bereitet Sorgen. Die Börsen allerdings sind heuer munter gestiegen, wichtige Indizes wie der S&P 500 oder selbst der deutsche DAX (sogar deshalb, weil die deutsche Wirtschaft stagniert und vor allem die Industrie leidet) liegen seit Jahresbeginn deutlich im Plus und steuern mitunter sogar bereits Rekordhochs an. In den US-Indizes und damit auch in dem von US-Aktien dominierten MSCI World gibt es allerdings einen Wermutstropfen: Die jüngste Rallye wurde von einigen wenigen Schwergewichten getragen – und zwar großen Tech-Riesen wie Apple, Microsoft oder Tesla. Sie feiern nach teils empfindlichen Kursrückgängen des Vorjahrs ein fulminantes Comeback, befeuert durch den Hype um künstliche Intelligenz.

Die glorreichen sieben

Inzwischen sind diese Konzerne allerdings schon derart wertvoll, dass sie für die Indizes, wenn man so will, zu groß geworden sind. Allen voran für den Nasdaq 100, den Leitindex der Technologiebörse Nasdaq. Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft, Meta, Nvidia (rund 200 Prozent Kursplus seit Jahresanfang!) und Tesla haben in diesem Index im Sommer nämlich ein Gewicht von mehr als 50 Prozent erreicht, konkret sogar 56 Prozent. In den Statuten ist allerdings festgelegt, dass Aktien, die im Index eine Gewichtung von mehr als 4,5 Prozent aufweisen, zusammen nicht mehr als 48 Prozent ausmachen dürfen.

Prompt reagierte die Börse und baute ihren Index Ende Juli um: Das Gewicht der Top Seven wurde reduziert (von 56 auf 44 Prozent), jenes der restlichen Unternehmen wurde entsprechend erhöht. Manch einer kritisiert das als Eingriff in den freien Markt, andere sehen es positiv, da ein Index ja den Gesamtmarkt widerspiegeln soll und nicht nur einige wenige Aktien.

Die Experten der DWS sehen die zuletzt zugenommene Dominanz der großen sieben jedenfalls kritisch: „Für Anleger schafft das praktische Probleme: Selbst wer den gesamten Index kauft, kauft eigentlich nur sieben Werte.“ Um ganze 39 Prozent sei der Index im ersten Halbjahr gestiegen und verzeichnete damit das beste Halbjahr seiner Geschichte. Über 30 Prozentpunkte trugen laut DWS-Berechnungen die „großen sieben“ dazu bei.

„Unwucht“ auch im S&P 500

Noch ärgerlicher sei diese „Unwucht“ freilich im Falle des S&P 500, der ja eigentlich deutlich breiter als der Nasdaq 100 gestreut ist. Hier seien die großen sieben zwar „nur“ für 30 Prozent des Marktwerts des Index verantwortlich, aber ebenfalls für den überwiegenden Großteil der diesjährigen Wertsteigerung. „Als Anleger setzt man darauf, mit dem Index ein Abbild der US-Wirtschaft zu kaufen. Dem ist natürlich nicht so, wenn die Wertentwicklung größtenteils von weniger als einem Dutzend Werten abhängt“, schreibt die DWS in einer Analyse. In dieser haben die Experten die Entwicklung des S&P 500 mit der des gleichgewichteten S&P 500 (jede Aktie wird unabhängig vom Marktwert des Unternehmens im Index mit dem gleichen Gewicht wie alle anderen Aktien abgebildet) verglichen. Wie sich zeigt, hatte der klassische, also marktwertgewichtete S&P 500 2022 deutlich underperformt, heuer allerdings um fast zehn Prozent mehr eingebracht.

Die DWS zieht folgende Schlussfolgerung: „Wer damit ein Problem hat und dem Höhenflug der Schwergewichte nicht ganz traut, der sollte den gleichgewichteten S&P 500 in Betracht ziehen. Insbesondere wenn er kein Anleger ist, der sich um das richtige Timing kümmern und viel handeln will.“ Auch in den gleichgewichteten S&P 500 kann man über entsprechende Produkte, etwa ETFs, investieren.

Zweifel, ob Rekordbewertung angebracht ist

Die DWS sieht im Technologiesektor langfristig Potenzial, ist aber kurzfristig skeptisch, da „die Kursentwicklung unserer Meinung nach den Gewinnen und unseren Gewinnerwartungen für den Sektor davongelaufen ist. Denn die diesjährige Kursrallye beruht einzig auf der Ausweitung der Kurs-Gewinn-Multiplikatoren des Sektors und nicht auf einer Steigerung der Gewinne. Denn von der wird dieses Jahr kaum etwas zu sehen sein. Und ob die jetzigen Rekordbewertungen, wie wir sie auch bei der KGV-Prämie der Wachstumswerte versus Standardwerte sehen, unbeschadet über die kommenden Monate kommen werden, wenn die USA eventuell in eine Rezession schlittern oder die Zinsen länger als erwartet oben verharren, das bezweifeln wir.“

Und dann fügen die Experten noch einen kritischen Satz hinzu: „Was wir allerdings ebenso bezweifeln, ist die Frage, ob es ein gutes Zeichen ist, wenn Börsenbetreiber das Übergewicht einer Handvoll von Unternehmen korrigieren und nicht die Kartellbehörden.“

Grafik Nasdaq 100 Index 1 Jahr
Der Nasdaq-100-Index hat heuer ein fulminantes Comeback gefeiert. Dieses wurde allerdings großteils von einigen wenigen Technologieriesen getragen.

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