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Österreichische Kunst im Fokus
Martha Jungwirth schuf 1986 ein Ölbild „Ohne Titel“ auf ­dünnem Karton, das schon wegen seiner Dimension (212 x 184 cm) etwas Besonderes ist. Im November kommt das signierte Werk mit 150.000 bis 300.000 Euro Schätzpreis zur Jubiläumsauktion im Kinsky.
© Im Kinsky

Sammlerthema Kunst

Österreichische Kunst im Fokus

Nachdem die Coronapandemie die Nachfrage nach zeitgenössischer Kunst gesteigert hatte, sind die Käufer aktuell eher zurückhaltend. Möglicherweise ein günstiger Zeitpunkt, sich bei den kommenden Auktionen umzusehen.

Von Marie-Thérèse Hartig

07.09.2023

„Typisch für Österreich ist die Home Art – Künstler arbeiten für sich und nicht für ein Publikum.“ Franz West dürfte mit diesem Statement schon recht gehabt haben, doch das heimische Sammlerpublikum scheint an den „Hausarbeiten“ der hiesigen Kunstschaffenden durchaus Gefallen zu finden: „Die Nachfrage nach österreichischer zeitgenössischer Kunst ist stark gestiegen“, berichtet Dorotheum-Expertin Elke Königseder. „Seit fast zwei Jahren werden im Dorotheum eigene Auktionen mit ausschließlich österreichischer zeitgenössischer Kunst durchgeführt.“ 

Ausschlaggebend dafür mag nicht zuletzt das Rekordergebnis für Maria Lassnigs großformatiges Ölbild „Wilde Tiere sind gefährdet“ gewesen sein, das im Juni 2021 im Palais ­Dorotheum knapp 1,38 Millionen Euro erzielte. Eine „sehr starke“ ­Entwicklung im Markt für zeitgenössische österreichische Kunst ortet auch Michael Kovacek, Geschäftsführer und Experte im Wiener Auktionshaus im Kinsky, das im November zur Feier des 30. Unternehmensgeburtstags eine große Jubiläumsauktion quer durch alle sieben Sparten ­veranstaltet. „Die Coronapandemie, der Ukraine-Krieg und die Inflation haben in keiner Weise eine Rolle ­gespielt. In den vergangenen zehn Jahren haben sich beispielsweise für Rainer, Nitsch oder Lassnig die Preise verdoppelt, für Jungwirth sogar ­verdreifacht.“

Differenzierter sieht das Otto Hans Ressler, Chef der Ressler Kunst Auktionen: „Covid hat den Kunstmarkt nachhaltig verändert. Als der erste Lockdown ausgerufen wurde, ging ich von dramatischen negativen Auswirkungen aus. Da ich überzeugt war, dass unsere Kunden nur bieten würden, wenn sie die Werke im Original sehen können, habe ich die Mai-Auktion in den Juli verschoben.“ Allerdings wurde dem Kunstfachmann schnell klar, dass er mit seinen Befürchtungen falsch lag: „Die Auswirkungen des Lockdowns waren ganz im Gegensatz zu meinen Erwartungen positiv, sogar extrem positiv. Bei unseren Auktionen stiegen die Verkaufsraten sprunghaft und bis auf 90 Prozent an, also weit über bis dahin gekannte Verkaufsraten hinaus.“ Daher war Ressler „nicht überrascht, dass wir mitten in der Pan­demie den Höchstpreis für einen lebenden österreichischen Künstler erzielen konnten: 931.000 Euro für eine frühe Arbeit von Günter Brus.“

Die stark gestiegenen Preise ­während der Pandemie erklärt sich ­Ressler mit der stark gestiegenen Nachfrage, ausgelöst auch durch viele neue Bieter. Außerdem gab es für Kunstinteressierte keine Alternativen: „Reisen war nicht möglich, die Kulturinstitutionen waren geschlossen, wir alle mussten zu Hause sitzen – aber an Auktionen und online im Kunsthandel konnte man sich ­beteiligen.“

Apropos online: Die zweite positive und vor allem nachhaltige pandemiebedingte Veränderung erkennt Ressler darin, dass neben vielen neuen Bietern auch langjährige Kunden kein Problem damit hatten, bei der Auktion nicht mehr persönlich anwesend zu sein.

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