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Arbeiten in der Pension
Pensionisten zurückholen
Warum soll eine pensionierte Lohnverrechnerin nicht wieder stundenweise Personal abrechnen? Das dachte Klaudia Bachinger, als sie 2017 ihre Jobplattform WisR (ausgesprochen: weiser) gründete. Ihre Idee, „motivierte Talente ab 59 plus für Projekte, Teilzeit und Minijobs“ zu vermitteln, schlug ein. Bald hatte die heute 36-Jährige 7.000 Arbeitswillige in ihrer Datenbank. Die Medien feierten sie als Lösung gleich dreier Probleme: Fachkräftemangel und Know-how-Verlust bei den Unternehmen sowie Sinnsuche nach der Erwerbskarriere bei den Senioren.
2021 musste Bachinger zusperren. „Mit der Pandemie waren Ältere von einem Tag zum anderen eine stigmatisierte Risikogruppe.“ Man hört ihr die Frustration an. Bis heute, meint sie, könnten es Unternehmen kaum erwarten, ihre treuen und vorgeblich teuren Babyboomer gegen vermeintlich billige und willige Junge auszutauschen. Die fänden sie aber nicht, also schraubten sie die Gehälter der Jungen in lichte Höhen und überböten einander im Wettbewerb um die gefälligsten Arbeitsbedingungen. Auf die per se leistungsorientierten Babyboomer zurückzugreifen – auf diese Idee kämen sie nicht. „Wir haben uns aufgerieben in der Aufklärungsarbeit. Bis wir müde waren.“
Immerhin, ein paar Leuchtturmprojekte fallen ihr ein. Typischerweise, ätzt sie, hatten diese Unternehmen männliche Personalchefs: „Die setzen sich durch.“ Bachinger nennt AVL, Magna, Saubermacher, die Erste Bank und deren Tochter, die Zweite Sparkasse. Alle investierten in einen wertschätzend begleiteten Pensionsübergang, erhielten die Treugedienten als Markenbotschafter und holten sie bei Bedarf zurück. Bachingers WisR gibt es nicht mehr, auf das Thema ist heute vor allem Leopold Stieger mit seinen Seniors4Success spezialisiert.
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