Hauptinhalt

Remote arbeiten, lokal angestellt sein
Marlene Kampelmüller, VP Human Resources bei Tractive, setzt auf EOR. So kann sie auch Mitarbeiter beschäftigen, die im Ausland leben und angestellt sein wollen.
© Tractive

Arbeitsmarkt: EOR

Remote arbeiten, lokal angestellt sein

Viele Jobs kann man gut aus der Ferne erledigen. Schwierig wird es, wenn solche Remote Worker nach dem im Ausland geltenden Arbeitsrecht angestellt sein wollen. „Employer of Record“ machen es möglich.

Von Andrea Lehky

04.02.2025

Der Anlass war Heimweh: 2022 zog es einen italienischen Entwickler zu seiner Familie zurück, jetzt und sofort. Das erzählt ­Marlene Kampelmüller, Vice President Human Resources bei Tractive. Das in Pasching ansässige Unternehmen programmiert GPS- und Gesundheitstracker für Haustiere. Es wächst zügig und sucht vor allem Entwickler, die weltweit schwer zu finden sind. 

Den so beliebten wie bewährten italienischen Kollegen wollte man keinesfalls verlieren. Auch der Entwickler hätte gern weiterhin seinem alten Arbeitgeber zugeliefert, doch das war arbeitsrechtlich nicht abzubilden. „Er wollte in Italien angestellt sein, dort hatten wir aber keine Niederlassung.“ Nächste Hürde: „In unseren österreichischen Verträgen steht die Viertagewoche. Die kennt man dort nicht.“ Kampelmüller fand die Lösung in einer Dienstleistung, die hierzulande kaum bekannt ist. „Employer of Record“ (EOR) bezeichnet Unternehmen, die Dienstverhältnisse im weltweiten Ausland nach den jeweils geltenden lokalen Gesetzen abwickeln. Die Mitarbeitenden verrichten ihre Arbeit remote nach Anweisungen des anderswo sitzenden Auftraggebers. Der erhält am Monatsende eine Abrechnung und muss sich sonst nicht um rechtliche, vertragliche oder administrative Belange kümmern. Dazu zählen etwa Onboarding, Zeiterfassung, Gehaltsabrechnung, Steuern, Sozialbeiträge, vertraglich vereinbarte Benefits, Urlaube, Vertragsänderungen, Offboarding und vieles mehr. 

Wem ein solches Dreiecksverhältnis bekannt vorkommt: Es erinnert nicht zufällig an Leih- oder Zeitarbeit. Mit einem großen Unterschied: Rekrutieren ist nicht Aufgabe des EOR. Talente muss man selbst mitbringen. 

Rechtssicherheit gegeben

2022 fiel Kampelmüllers Wahl auf den deutschen Anbieter Workmotion (weitere Anbieter siehe grauer Kasten). „Innerhalb eines Tages war der Dienstvertrag fertig.“ Die Zusammenarbeit erfolgt mehrheitlich über eine intuitive Plattform und bietet volle Rechtssicherheit. Als vorgeblich einziger Anbieter registriert Workmotion die Auftraggeber auf Wunsch auch in deren europäischen Zielmärkten (nur in diesen) als Arbeitgeber und beantragt lokale Sozialversicherungs- und Steueridentifikationsnummern. Dann können Firmennamen und Logos auch am Dienstvertrag prangen. „Wer mittelfristig ohnehin eine Niederlassung im jeweiligen Zielmarkt plant, erspart sich die Vorarbeit“, weiß Melike Anar, Teamlead Sales D-A-CH bei Workmotion. Bei den anderen Anbietern gibt es nur die Möglichkeit, Remote Worker beim EOR ­anzumelden. Das sind meist IT- und Tech-Fachkräfte, aber nicht nur. Laut Anar tummeln sich auf ihrer Plattform auch Digital Marketer und Experten für Kundensupport und Customer Success. Auch für Finanzexperten, etwa Buchhalter und Lohnverrechner, eignen sich EOR. 

Die tatkräftige Unterstützung hat natürlich ihren Preis: 350 bis 650 Euro monatlich pro Mitarbeiter, abhängig von Zahl, Service und Zielländern, dazu einmalig 500 bis 1.500 Euro für das Onboarding.

Weitere Artikel

Mann mit Blaumann und weißem Helm hält Hand unter visulisierten Motor

AVL List ist Spitzenreiter bei Patentanmeldungen

Laut Jahresbericht des Österreichischen Patentamts wurden 2024 2.177 Erfindungen angemeldet. Im...

Weiterlesen: AVL List ist Spitzenreiter bei Patentanmeldungen

Alle Informationen für Aussteller

Wie erreicht man die Generation Z am besten? Mit einer Teilnahme am GEWINN InfoDay, Österreichs...

Weiterlesen: Alle Informationen für Aussteller
Börsianer

Der Wahnsinn geht weiter: Börsen im Bann von Trump

Donald Trump treibt die Finanzmärkte mit seiner unberechenbaren Politik weiter vor sich her. Nachdem...

Weiterlesen: Der Wahnsinn geht weiter: Börsen im Bann von Trump