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Arbeitsmarkt: EOR
Remote arbeiten, lokal angestellt sein
Der Anlass war Heimweh: 2022 zog es einen italienischen Entwickler zu seiner Familie zurück, jetzt und sofort. Das erzählt Marlene Kampelmüller, Vice President Human Resources bei Tractive. Das in Pasching ansässige Unternehmen programmiert GPS- und Gesundheitstracker für Haustiere. Es wächst zügig und sucht vor allem Entwickler, die weltweit schwer zu finden sind.
Den so beliebten wie bewährten italienischen Kollegen wollte man keinesfalls verlieren. Auch der Entwickler hätte gern weiterhin seinem alten Arbeitgeber zugeliefert, doch das war arbeitsrechtlich nicht abzubilden. „Er wollte in Italien angestellt sein, dort hatten wir aber keine Niederlassung.“ Nächste Hürde: „In unseren österreichischen Verträgen steht die Viertagewoche. Die kennt man dort nicht.“ Kampelmüller fand die Lösung in einer Dienstleistung, die hierzulande kaum bekannt ist. „Employer of Record“ (EOR) bezeichnet Unternehmen, die Dienstverhältnisse im weltweiten Ausland nach den jeweils geltenden lokalen Gesetzen abwickeln. Die Mitarbeitenden verrichten ihre Arbeit remote nach Anweisungen des anderswo sitzenden Auftraggebers. Der erhält am Monatsende eine Abrechnung und muss sich sonst nicht um rechtliche, vertragliche oder administrative Belange kümmern. Dazu zählen etwa Onboarding, Zeiterfassung, Gehaltsabrechnung, Steuern, Sozialbeiträge, vertraglich vereinbarte Benefits, Urlaube, Vertragsänderungen, Offboarding und vieles mehr.
Wem ein solches Dreiecksverhältnis bekannt vorkommt: Es erinnert nicht zufällig an Leih- oder Zeitarbeit. Mit einem großen Unterschied: Rekrutieren ist nicht Aufgabe des EOR. Talente muss man selbst mitbringen.
Rechtssicherheit gegeben
2022 fiel Kampelmüllers Wahl auf den deutschen Anbieter Workmotion (weitere Anbieter siehe grauer Kasten). „Innerhalb eines Tages war der Dienstvertrag fertig.“ Die Zusammenarbeit erfolgt mehrheitlich über eine intuitive Plattform und bietet volle Rechtssicherheit. Als vorgeblich einziger Anbieter registriert Workmotion die Auftraggeber auf Wunsch auch in deren europäischen Zielmärkten (nur in diesen) als Arbeitgeber und beantragt lokale Sozialversicherungs- und Steueridentifikationsnummern. Dann können Firmennamen und Logos auch am Dienstvertrag prangen. „Wer mittelfristig ohnehin eine Niederlassung im jeweiligen Zielmarkt plant, erspart sich die Vorarbeit“, weiß Melike Anar, Teamlead Sales D-A-CH bei Workmotion. Bei den anderen Anbietern gibt es nur die Möglichkeit, Remote Worker beim EOR anzumelden. Das sind meist IT- und Tech-Fachkräfte, aber nicht nur. Laut Anar tummeln sich auf ihrer Plattform auch Digital Marketer und Experten für Kundensupport und Customer Success. Auch für Finanzexperten, etwa Buchhalter und Lohnverrechner, eignen sich EOR.
Die tatkräftige Unterstützung hat natürlich ihren Preis: 350 bis 650 Euro monatlich pro Mitarbeiter, abhängig von Zahl, Service und Zielländern, dazu einmalig 500 bis 1.500 Euro für das Onboarding.