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Renaissance der Immobilienwerte
Das US-Unternehmen Jones Lang Lasalle bietet weltweite Dienstleistungen für Immobilien an und verdient damit prächtig.
© Levent Konuk – GettyImages.com

GEWINN-Empfehlungen im Rückblick

Renaissance der Immobilienwerte

GEWINN präsentiert einen kritischen Rück- und Ausblick auf die Empfehlungen der Ausgabe von April 2024: Insbesondere der Schwerpunkt auf die Immobilienbranche hat sich in den vergangenen sechs Monaten bezahlt gemacht.

Von Michael Kordovsky

08.10.2024
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Seit dem Erscheinen der April-Ausgabe von GEWINN stiegen der DAX und der S&P 500 um 5,4 bzw. 9,3 Prozent, und der Nasdaq-100 liegt 9,5 Prozent im Plus. Im ATX waren es 3,5 Prozent. In diesem Zeitraum konnten die Top-20-Emfehlungen dieser GEWINN-Ausgabe im Durchschnitt ein Plus von 14,9 Prozent erzielen. Zu den Spitzenperformern unter den Empfehlungen zählen neben Immobilienwerten wie Jones Lang Lasalle, S Immo und Vonovia auch Technologiewerte wie Broadcom und IBM.

Jones Lang Lasalle-Chart
Immobiliendienstleister mit starker Wachstums­dynamik.

Jones Lang Lasalle: Dauerbrenner bei Immobilienservices

Man muss nicht immer Liegenschaften kaufen oder besitzen, um in der Immobilienbranche hohe Erträge zu generieren. Oft ist es besser, von den Transaktionen und den Immobilienportfolios unterschiedlicher Investoren zu profitieren. Das Immobilienberatungs- und Dienstleistungsunternehmen Jones Lang Lasalle ist auf die Vermittlung von Wohn- und Gewerbeimmobilien spezialisiert, berät bei Investitionen, Portfoliooptimierungen sowie Projektentwicklung und setzt verstärkt auf Digitalisierung und Datenanalyse, um Kunden datenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu liefern. Weitere Leistungen sind Mieterberatung, Vermietungsmanagement und Immobilienverwaltung. Ebenso hilft das Unternehmen bei der Kapitalbeschaffung für Immobilienprojekte und liefert individuelle Lösungen rund um die Restrukturierung.

Der weltweit aktive Dienstleister wächst in einem beeindruckenden Tempo: Von 2002 bis 2022 konnte das Unternehmen das um Sonderposten bereinigte Ergebnis nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 13,1 Prozent p. a. steigern. Die Einnahmen aus Gebühren wuchsen im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent p. a. auf 8,3 Milliarden US-Dollar. Der Dienstleistungsmix des Unternehmens ermöglichte es im ersten Halbjahr, dass bei zehn Prozent Umsatzanstieg auf 10,8 Milliarden Dollar der Gewinn je Aktie um 54 Prozent auf 4,33 US-Dollar wuchs. Im ersten Quartal 2024 fiel laut Zacks Investment Research der veröffentlichte Gewinn pro Aktie mehr als doppelt so hoch aus, als es die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Und laut Experten sollte der Gewinn je Aktie weiter von 2024 auf 2025 von 12,54 auf 16,06 Dollar steigen, woraus beim aktuellen Kurs von 266 US-Dollar ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (2025) von 16,6 resultieren würde.
Fazit: Die Aktie hat weiter Luft nach oben.

Broadcom-Chart
Profitiert vom KI-Boom, ist aber bereits ambitioniert bewertet.

Broadcom: Wachstumsdynamik, aber …

Broadcom bietet Halbleiterlösungen für drahtgebundene und drahtlose Kommunikation. Das Unternehmen verfügt auch über ein branchenweit breites Portfolio an hochmodernen Softwarelösungen. Hinzu kommen auch Cybersecurity-Aktivitäten. Im November 2023 finalisierte Broadcom die Übernahme von VMware, einem Anbieter von Softwarelösungen im Bereich Cloud-Computing sowie der Virtualisierung von Rechenzentren.  

Das Unternehmen übertraf für das dritte Geschäftsquartal (endete im August) die Umsatzerwartungen der Analysten, angetrieben von der Nachfrage nach dessen Netzwerk- und kundenspezifischen Chips, die in Anwendungen für künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Broadcom rechnet im Geschäftsjahr 2024 bereits mit einem Umsatz von zwölf Milliarden Dollar mit Produkten für die Anwendung künstlicher Intelligenz. Im Vergleich dazu lag der gesamte Konzernumsatz des Vorjahres bei 35,8 Milliarden Dollar.

Die erfolgreiche Integration von VMware sollte im laufenden Geschäftsjahr zu einer hohen operativen Rentabilität führen. Im dritten Geschäftsquartal konnte Broadcom den Umsatz um 47 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar steigern. Das um Sonderposten bereinigte EBITDA stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 42 Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. In den vergangenen vier Quartalen lagen die Gewinne permanent über den Erwartungen der Analysten, die zuletzt auch ihre Gewinnschätzungen für die Geschäftsjahre 2024 und 2025 nach oben korrigiert haben. Von 2024 auf 2025 sollte der Gewinn je Aktie von 4,82 auf 6,13 Dollar steigen, was beim aktuellen Kurs von 173 Dollar einem für 2025 geschätzten KGV von 28,2 entspricht.
Fazit: Bei dermaßen hohen Bewertungsniveaus reichen die geringsten Enttäuschungen für kräftige Kurskorrekturen. Sollte etwa die KI-Euphorie weiter abflauen, sind ebenfalls Rückschläge denkbar, weshalb vorsichtige Anleger an Gewinnmitnahmen denken sollten. Langfristig bleibt Broadcom eine Wachstumsaktie.

S Immo-Chart
Aktien im Streubesitz sollen mit 22,05 Euro pro Aktie abgefunden werden.

S Immo: Symphonie zum Abschied

Bereits Ende Dezember 2022 kontrollierte die Immofinanz-Hauptaktionärin, die CPI Property Group, über 88 Prozent des Grundkapitals der S Immo AG, wobei ein Anteil am Grundkapital von 50 Prozent plus einer Aktie indirekt über die Immofinanz gehalten wurde. Die S Immo hielt zu diesem Zeitpunkt eigene Aktien im Ausmaß von 4,5 Prozent, woraus ein Streubesitz von lediglich etwas mehr als sieben Prozent resultierte. Am 24. Mai 2024 wurde die S Immo AG darüber informiert, dass die Immofinanz mit der Vorbereitung eines Squeeze-outs begonnen hat, bei dem die verbleibenden Streubesitz-Aktionäre (Anteil noch immer 7,13 Prozent) gegen eine Abfindung als Gesellschafter ausgeschlossen werden.

Am 3. September 2024 verlautbarte die Immofinanz, dass im Rahmen des eingeleiteten Gesellschafter-Ausschlussverfahrens die verbliebenen Aktionäre der S Immo eine angemessene Barabfindung von 22,05 Euro pro Aktie erhalten. Als Grundlage für die Preisfindung dient ein Bewertungsgutachten der PwC Advisory Services. Das Squeeze-out soll im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung der S Immo AG am 14. Oktober 2024 beschlossen werden. Mittlerweile hat die Immofinanz ihren Anteil an S Immo auf 89 Prozent aufgestockt. Mit dem Squeeze-out wird sie Alleineigentümerin.
Fazit: Wieder ein Titel weniger an der Wiener Börse.

Pierer Mobility-Chart
Hohe Lagerbestände und Preisdruck belasten, aber Ertragsverbesserung ist in Sicht.

Pierer Mobility: Restrukturierung und Kostensenkung

Nach einer erfolgreichen Wachstumsphase in den vergangenen drei Jahren steht Pierer Mobility 2024 vor großen Herausforderungen. Der Markt für Motorräder und Fahrräder kämpft mit einem spürbaren Nachfragerückgang. Der Boom während der Coronapandemie führte zu überhöhten Lagerbeständen, die nun den Zweiradhändlern Probleme bereiten. Die Reaktion des Unternehmens: Pierer Mobility unterstützt seine Händler mit verlängerten Zahlungszielen und Rabatten, um den Absatz wieder anzukurbeln.

Insbesondere haben die gestiegenen Produktionskosten in Europa aufgrund hoher Lohnabschlüsse und regulatorischer Vorgaben den Motorradbereich belastet. Noch gravierender ist die Lage im Fahrradsegment: Die Überhitzung der Nachfrage während der Pandemie hat zu massiven Lagerproblemen geführt. In den Halbjahreszahlen 2024 spiegelte sich dies wider: Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel auf rund eine Milliarde Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) drehte von einem Plus von 97 Millionen Euro mit 195 Millionen Euro ins Minus, wobei der Verlust im Fahrradsegment allein 117 Millionen Euro betrug.

Um gegenzusteuern, setzt das Unternehmen auf Kostensenkungen. Dazu zählen Stellenabbau von 200 Mitarbeitern im Overheadbereich und eine Produktionsreduzierung um etwa ein Viertel, um Lagerbestände zu verringern und die Kapitalbindung zu senken. Strategisch konzentriert sich Pierer Mobility künftig stärker auf das Premiumsegment im Fahrradbereich.

Trotz der Herausforderungen bleibt der Vorstand zuversichtlich: Für 2024 wird ein Umsatzrückgang von zehn bis 15 Prozent erwartet, während das operative Ergebnis im Motorradsegment durch Einsparungen voraussichtlich ausgeglichen bis leicht positiv ausfallen dürfte. Im Fahrradsegment wird jedoch weiterhin ein Minus von 110 bis 130 Millionen Euro erwartet. Analysten zeigen sich dennoch vorsichtig optimistisch und gehen von einer mittelfristigen Erholung der Erträge aus. Ab 2026 sollte sich die Ertragslage normalisieren.
Fazit: Das derzeitige niedrige Kursniveau könnte eine Chance für langfristige Investoren bieten.

Tipp: Exklusiv für Abonnenten stehen im Bereich „Mein GEWINN“, Unterpunkt „GEWINN-Empfehlungen“ laufend die aktualisierten Kurse zur Verfügung.

Disclaimer: Die Publikationen von GEWINN dienen lediglich Informationszwecken und können eine persönliche Anlageberatung nicht ersetzen.

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