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Staatsanleihen
Rezession und Schuldenstreit wecken Begehrlichkeiten
Es sind mal wieder turbulente Zeiten in der US-Politik. Präsident Joe Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, verhandeln über eine Anhebung der Schuldenobergrenze – bislang vergeblich. Die Opposition fordert für ihre Zustimmung drastische Einsparungen. Die regierenden Demokraten wollen Budgetverhandlungen hingegen nicht mit dem Schuldendeckel verknüpfen.
US-Finanzministerin Janet Yellen warnt eindringlich davor, dass ihrer Regierung bereits am 1. Juni das Geld ausgehen könnte, sofern der Kongress die Schuldenobergrenze von aktuell 31.400 Milliarden Dollar nicht rechtzeitig anhebt.
Was wäre, wenn?
Die Auswirkungen eines Zahlungsausfalls könnten dramatisch sein. Die Regierung könnte ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen – mit Folgen für sämtliche öffentlich finanzierten Programme. Laut einer Analyse von Moody’s Analytics würde schon eine Woche des Staatsbankrotts ausreichen, um eine Million Jobs zu vernichten und die Wirtschaft um einen halben Prozentpunkt schrumpfen zu lassen. Dauerte es sechs Wochen, würden gar sieben Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und die Wirtschaft um vier Prozentpunkte abstürzen. Die Folgen wären noch ein Jahrzehnt später zu spüren, schreiben die Analysten.
Der politische Zirkus in Washington und Yellens Warnung haben am Bondmarkt Wirkung gezeigt. Die Nervosität steigt. Die Renditen kurzlaufender US-Schatzwechsel mit Laufzeiten von weniger als einem Jahr, sogenannter Treasury Bills, sind nach oben geschnellt, für Restlaufzeiten von drei Monaten liegt die Rendite bei 5,13 Prozent. US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit werfen dagegen nur rund 3,5 Prozent Rendite ab. Der Grund für die Renditedifferenz ist klar: Sollten die USA zahlungsunfähig werden, werden Papiere mit kürzeren Restlaufzeiten als Erste nicht bedient, sprich: je kürzer die Restlaufzeit, desto höher das Risiko.
Inverse Zinskurve
Spektakulär ist diese Entwicklung freilich nicht. Schließlich ist die Zinskurve ohnehin schon seit geraumer Zeit invers. Das heißt, kurzfristige Bonds liefern seit Monaten mehr Rendite als langfristige. Das war in der Historie ein treffsicherer Indikator für Rezessionen. Tatsächlich sind auch jetzt zahlreiche Experten skeptisch, was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft.
„Wir glauben, dass sich die USA hinsichtlich Wachstums einer harten Landung nähern“, meinte Ariel Bezalel, Fixed-Income-Stratege bei Jupiter Asset Management, im Rahmen einer Investmentkonferenz in Wien und führte unter anderem die zögerliche Kreditvergabe ins Treffen. Strengere Kreditvergabestandards seien in der Regel ein guter Indikator für eine höhere Arbeitslosenquote gewesen. Bezalel ist überzeugt, dass der Arbeitsmarkt seine beste Zeit bereits hinter sich hat, bei den Zeitarbeitskräften gebe es in den USA bereits Rückgänge – und die seien stets die Ersten, die einen Abschwung spüren, so der Jupiter-Experte.
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