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KMU: CO2
So berechnen Sie Ihre CO2-Einsparung
Im Green Deal der EU ist vorgesehen, dass die Nettoemissionen an Treibhausgasen (THG) bis 2030, also in knapp sieben Jahren, um mindestens 55 Prozent sinken (Basis 1990) und die gesamte EU bis 2050 klimaneutral sein soll. Bis dahin sollen die Unternehmen zu einem Teil einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft umgebaut werden.
Die davon abgeleiteten Regelungen (z. B. die von der EU beschlossene Corporate Sustainability Reporting Directive, das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bzw. das in Kürze kommende EU-Lieferkettengesetz) betreffen aber nicht nur große Konzerne, sondern auch KMU. In Zukunft müssen auch sie nachhaltiger, ESG-fokussierter und -kommunikativer werden.
Was zum einen mehr Reportingaufwand bedeutet, zum anderen können sich daraus auch Wettbewerbsvorteile ergeben, etwa wenn bei der Vergabe von Krediten Nachhaltigkeitskriterien eine immer stärkere Rolle spielen. Oder wenn Kunden und Lieferanten ihre Lieferkette nachhaltig umbauen. Einkäufer von Unternehmen müssen zur Optimierung des eigenen CO2 Fußabdrucks auf nachhaltig agierende Lieferanten zurückgreifen.
Und last, but not least: Im „War for Talents“ haben nachhaltig wirtschaftende Unternehmen mit grünen Ambitionen mehr Chancen, junge Mitarbeiter zu gewinnen.
Der eigene CO2-Fußabdruck samt Einsparungsangabe von Treibhausgasemissionen (THG) in Kilogramm oder Tonnen ist das wichtigste und bekannteste Bewertungsinstrument und macht sichtbar, in welchen Bereichen welche Emissionen frei gesetzt werden, wo sich Einsparungspotenzial im Fertigungsprozess identifizieren lässt, und kann zur Fest setzung von Klimazielen im Unternehmen dienen.
Die drei Scopes
Doch wie geht man dabei richtig und nachvollziehbar vor? Standardisierungen wie die ISO-Norm 14064 ordnen die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens den folgenden drei Bereichen (Scopes) zu:
Scope eins: direkt erzeugte Emissionen im Betrieb durch die Nutzung von Brennstoffen, durch Transportaktivitäten verursachte Emissionen und sonstige flüchtige Emissionen (z. B. durch Leckagen)
Scope zwei: Emissionen durch zugekaufte Energie wie beispielsweise Strom, Dampf, Wärme oder Kälte
Scope drei: alle anderen indirekten Emissionen, die ein Unternehmen im Rahmen seiner Wertschöpfungskette freisetzt
Vergleichswerte finden
Natürlich helfen professionelle Anbieter gerne den „Corporate Carbon Footprint“ zu erstellen und zu dokumentieren. Aber gerade KMU verfolgen meist lieber den günstigeren DIY-Ansatz (Do it yourself) und ziehen branchenübliche Werte heran, etwa wenn es um vergleichbare Produktionen einer Bäckerei oder die Dienstleistung eines Frisörs geht.
In einem ersten Ansatz müssen hier die Emissions- und Datenquellen gefunden und auf die Relevanz für die betriebliche Tätigkeit geprüft werden. Ist erst einmal die Systematik erkannt und klar, woher die Zahlen kommen, geht’s dann schnell. In vielen Fällen hilft das Internet, wenn man z. B. jährlich zwei Kartons Druckerpapier (Scope drei) verbraucht, findet man die Infos, dass Recyclingpapier mit 0,7 bis 0,9 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilogramm Papier belastet ist und normales Faserpapier mit 1,2 Kilogramm.
Jetzt können Sie entweder die Rechenmaschine anwerfen oder ihre unternehmerische Beschaffung auf bereits CO2-neutrales Drucker-/Kopierpapier umsteigen. Einfach beim nächsten Einkauf im Papiersupermarkt auf „CO2-Kompensation“, „Umweltzeichen“, „Ecolabel“ oder „ CO2-Neutralität“ achten. So banal der Tipp vielleicht klingen mag, beschreibt er aber im Wesentlichen die Schritte, die sowohl im Großkonzern als auch im KMU durchzuführen sind.
Achtung beim Ansatz von bundesdeutschen Quellen, da diese teilweise wesentlich von den österreichischen Verhältnissen abweichen. Etwa beim Strom (Scope eins und zwei) kann Österreich auf einen deutlich höheren Anteil an grünem Strom im Strommix zurückgreifen, während die Unternehmen in Deutschland mit höheren CO2-Fußabdrücken aus dem Betrieb von (bis vor wenigen Tagen) Atomstrom und Strom aus Kohlekraftwerken belastet sind. Eine Kilowattstunde Strom in Deutschland ist – inklusive Vorketten-Emissionen – mit 485 g/kWh belastet, der ähnliche Vergleichswert aus Österreich liegt bei 135 g/kWh. Insofern sollten jedenfalls Werte aus Österreich zum Ansatz kommen, sofern sie verfügbar sind.
Spannend wird’s beim Scope drei, der aufgrund seiner Komplexität von vielen Unternehmen außen vorgelassen wird, bzw. werden von einem Berater dann „Systemgrenzen zum Bilanzierungsansatz“ vorgeschlagen. Sind die wichtigsten Daten erfasst oder zumindest geschätzt, erfolgt dann der Schritt zur Verringerung des Fußabdrucks, also zur Umsetzung jener Maßnahmen, die gemäß zu erstellendem Zieleplan zur Reduktion des CO2-Ausstoßes beitragen.