Hauptinhalt
![„Spiele haben das Potenzial, die Menschen zum Lachen zu bringen“](/fileadmin/_processed_/7/4/csm_2502n2_Drei-Fragen-an...1_212636d62d.jpg)
Drei Fragen an Dieter Strehl, Piatnik
„Spiele haben das Potenzial, die Menschen zum Lachen zu bringen“
Dieter Strehl ist der Ururenkel von Ferdinand Piatnik und leitet den Wiener Traditionsbetrieb seit fast 30 Jahren in sechster Generation. Ursprünglich als Kartenmalerei gegründet, verkauft Piatnik heute etwa 25 Millionen Spielkartenpakete, drei Millionen Brettspiele und eine Million Puzzles pro Jahr in 70 Länder der Welt. Produziert wird immer noch in Wien, der Umsatz beträgt rund 40 Millionen Euro.
GEWINN: Herr Strehl, kann man in einer Zeit, in der alles immer digitaler wird, mit analogen Spielen überhaupt noch erfolgreich sein?
Dieter Strehl: Ja, auf jeden Fall. Ich denke, wir sind das beste Beispiel dafür. Gesellschaftsspiele bringen die Menschen zusammen und machen Freude. Außerdem entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Und sie haben im Gegensatz zu vielen Computerspielen auch das Potenzial, die Leute zum Lachen zu bringen. Das wird glücklicherweise nach wie vor sehr geschätzt. Wir sehen unsere Konkurrenz aber nicht nur in der digitalen Welt, sondern eigentlich in allem, was Zeit in Anspruch nimmt. Das betrifft Bücher genauso wie Reisen. Man kann seine Freizeit schließlich nur einmal verplanen.
GEWINN: Wie zufrieden sind Sie denn mit der Unternehmensentwicklung?
Strehl: Ich bin aktuell sehr zufrieden mit der Unternehmensentwicklung. Wir verkaufen unsere Spiele ja über viele verschiedene Vertriebskanäle. Das sind einerseits Fachgeschäfte wie etwa Spielwaren Heinz, größere Spielwarenhändler, aber auch Lebensmittelgeschäfte oder Amazon. Auch das Weihnachtsgeschäft mit Spielen bzw. das gesamte vierte Quartal, das für uns und für die Spielzeugbranche insgesamt das wichtigste im ganzen Jahr ist, ist im Einzelhandel sehr gut gelaufen. Hier haben unsere Umsätze jene des Jahres 2023 deutlich übertroffen. Unser Jahresumsatz wird sich bei rund 40 Millionen Euro einpendeln.
GEWINN: Piatnik produziert mitten in Wien im 14. Bezirk in der Hütteldorfer Straße in einem sechsstöckigen Jugendstilgebäude auf knapp 8.000 Quadratmetern Eigengrund. Haben Sie aufgrund der vergleichsweise hohen Lohn- und Standortkosten noch nie darüber nachgedacht, den Produktionsstandort ins Ausland zu verlegen?
Strehl: Insgesamt beschäftigen wir am Standort in Wien rund 100 Mitarbeiter. Und ja, natürlich denkt man immer wieder einmal darüber nach, die Produktion zu verlegen. Die Lohnkosten sind die eine Sache, aber Bürokratiemonster wie das EU-Lieferkettengesetz, die Entwaldungsverordnung oder die Verschärfung der Spielzeugrichtlinie machen es insbesondere kleineren Unternehmen nicht gerade leicht. Wir sind als europäischer Hersteller von der ganzen Wucht dieser wunderbaren Feel-good-Initiativen betroffen, und ich bin entsetzt darüber, dass man sich in einer Rezession und in Zeiten massiver Angriffe von Temu und Shein nicht darauf verständigt, möglichst rasch ein Gleiches für alle einzuführen. Aber trotz dieser Herausforderungen kommen wir aus guten Gründen immer wieder zu dem Entschluss, dass wir hierbleiben. Denn Spiele sind im Gegensatz zu Teddybären, die sich in jedem Land der Welt, so wie sie sind, verkaufen lassen, sprachgebundene Produkte. Wie vorhin erwähnt, ist das vierte Quartal entscheidend für uns und für die Branche. Die Nähe zu unserem Hauptabsatzmarkt Europa hilft uns dabei, rasch und ohne lang dauernde, weite Transportwege auf unvorhergesehene Nachfrageschwankungen reagieren zu können. Wer in Asien produzieren lässt bzw. dort einkauft, muss vorab wissen, wie die Kunden auf Neuheiten reagieren. Verschätzt man sich beim Einkauf in der Menge, bringt einem auch der günstigere Preis nichts.
Was Piatnik konkret in Wien produziert, wie das Traditionsunternehmen die besten Spielideen erkennt, welches Dieter Strehls Lieblingsspiel ist und wie man weiter wachsen will, lesen Sie im Porträt in der aktuellen GEWINN-Februar-Ausgabe.