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Wirtschaft und Börse – einfach erklärt!
Was sind eigentlich … Carry Trades?
Carry Trades sind eine Anlagestrategie, bei der Anleger sich Geld in einem Land mit niedrigen Zinsen leihen und dieses Geld dann in einem anderen Land mit höheren Zinsen oder in einem Markt mit erwarteten höheren Renditen anlegen. Die Idee ist, von der Differenz zwischen dem niedrigen Zinssatz, den sie zahlen, und dem höheren Zinssatz, den sie erhalten, zu profitieren. Man leiht sich also Geld zu einem niedrigen Zinssatz an einem Ort und verleiht oder investiert es dann zu einem höheren Zinssatz an einem anderen Ort, wobei man die Differenz als Gewinn einstreicht.
Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie können sich bei Ihrer Bank 10.000 Euro zu einem Zinssatz von zwei Prozent leihen. Sie nehmen diese 10.000 Euro und legen sie in einem anderen Land und in einer anderen Währung an, wo Sie fünf Prozent Zinsen erhalten können. Jedes Jahr erhalten Sie 500 Euro an Zinsen, aber Sie zahlen nur 200 Euro Zinsen an Ihre Bank. Ihr Gewinn beträgt also 300 Euro.
Auf die Spitze treiben kann man diese Strategie, wenn man das billige Geld nicht in sichere Staatsanleihen oder Spareinlagen steckt, sondern im Aktienmarkt investiert, wo (langfristig) die höchsten Erträge möglich sind.
Wechselkurs- und Zinsänderungsrisiko
Carry Trades sind jedoch nicht ohne Risiko. Das größte Risiko geht von den Wechselkursen aus. Wenn der Wert der geliehenen Währung im Vergleich zu der Währung, in die Sie investiert haben, steigt, könnten Sie Geld verlieren, wenn Sie die Gewinne in die ursprüngliche Währung zurücktauschen. Wenn Sie beispielsweise einen Kredit in japanischen Yen aufgenommen und in US-Dollar investiert haben, der Yen aber im Vergleich zum Dollar an Wert gewinnt, könnte es Sie mehr Yen kosten, Ihren Kredit zurückzuzahlen, wodurch Ihre Gewinne geschmälert oder sogar zunichtegemacht werden.
Ein weiteres Risiko geht von der Entwicklung des Zinsniveaus aus: Wenn etwa die Zinsen für die Kredite, die man aufgenommen hat, steigen. Dann funktioniert das Modell möglicherweise nicht mehr so gut oder gar nicht, und man ist gezwungen, die Investments zu verkaufen, um die Kredite (vorzeitig) zu tilgen. Das kann insbesondere dann sehr verlustreich enden, wenn man das billige Geld an den Aktienmärkten investiert hat.
Geschichte der Carry Trades
Das Konzept der Carry Trades gibt es schon lange, aber besonders populär wurde es in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren, vor allem in Bezug auf den japanischen Yen. Zu dieser Zeit waren die Zinsen in Japan sehr niedrig, sodass viele Anleger Yen zu niedrigen Kosten ausliehen und in Ländern mit höheren Zinsen wie den Vereinigten Staaten oder Australien investierten. Diese Strategie war so weit verbreitet, dass sie manchmal als „Yen-Carry-Trade“ bezeichnet wurde.
In der Vergangenheit haben Carry Trades jedoch Probleme verursacht. Wenn zu viele Menschen diese Strategie anwenden, kann das zu Blasen auf den Märkten führen, auf denen die Investitionen getätigt werden. Und wenn diese Blasen platzen oder sich die Wechselkurse plötzlich ändern, kann dies zu großen Verlusten für die Anleger führen und sogar zu Finanzkrisen beitragen, wie es während der weltweiten Finanzkrise 2008 der Fall war.
Mit Carry Trades lässt sich zwar Geld verdienen, aber sie erfordern ein sorgfältiges Management und ein Verständnis für die damit verbundenen Risiken, insbesondere im Hinblick darauf, wie sich Währungswerte ändern können.