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Drei Fragen an Walter Oblin, Österreichische Post
„Wir setzen auf Innovation und Technologie“
Walter Oblin leitet seit 1. Oktober als Generaldirektor die Geschicke der Österreichischen Post. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Peter Umundum (Generaldirektor-Stellvertreter und Vorstand Paket & Logistik) und Neo-CFO Barbara Potisk-Eibensteiner (GEWINN berichtete) verantwortet er ein Unternehmen mit über 27.000 Mitarbeitern und rund drei Milliarden Euro Umsatz.
GEWINN: Herr Oblin, Sie haben im Oktober 2024 die Agenden als Generaldirektor von Georg Pölzl übernommen. Wie fällt Ihr Resümee nach den ersten 100 Tagen in der neuen Position aus?
Walter Oblin: Ich blicke sehr positiv auf die vergangenen Monate zurück. Die Post hat sich trotz des herausfordernden Marktumfelds mit einem Rückgang bei Brief- und Werbesendungen und einem gleichzeitigen Anstieg der Paketmengen gut entwickelt. Wir gehen davon aus, dass der Umsatz des Geschäftsjahres 2024 auf drei Milliarden Euro klettert und das EBIT mit einem Plus von fünf Prozent bei etwas über 200 Millionen Euro liegen wird.
GEWINN: Welche Schwerpunkte setzen Sie im Geschäftsjahr 2025?
Oblin: Also: Klar ist, dass wir am eingeschlagenen Transformationskurs weiter festhalten. Wir legen unseren Fokus auf weiteres Wachstum und wollen international aus eigener Kraft, aber auch über Zukäufe expandieren. Derzeit sind wir in elf Ländern mit Paketzustellnetzen präsent und bedienen 150 Millionen Kunden. Unser größter Auslandsmarkt ist die Türkei, wo wir noch großes Potenzial sehen. Aber auch in Osteuropa halten wir die Augen offen, um den einen oder anderen weißen Fleck auf der Landkarte auszumerzen. Darüber hinaus treiben wir das Thema Nachhaltigkeit voran und werden bis zum Jahr 2030 die letzte Meile komplett CO₂-frei zustellen. Unsere Elektroflotte ist mit 5.000 E-Fahrzeugen bereits jetzt die mit Abstand größte in Österreich, und jährlich kommen 1.000 neue Fahrzeuge hinzu. Beim Schwerverkehr testen wir auch die Brückentechnologie HVO. Weiters forcieren wir auch die Themen Innovation und Technologie und bauen unser Filial- und Digitalangebot aus. Wir stellen die Kunden in den Mittelpunkt unseres Handelns und setzen auf Services wie die Zustellung von Paketen ins Vorzimmer, den Ausbau der mittlerweile 1.400 Selbstbedienungsstationen oder testen die Sonntagszustellung. Mit der Bank99 verfügen wir seit 4,5 Jahren auch über einen eigenen Finanzdienstleister, der sich sehr gut entwickelt. 2025 wollen wir den Break-even schaffen.
GEWINN: Das klingt nach guten Aussichten für die Anleger, die die Gründung eines eigenen Finanzdienstleisters mit Blick auf die Gesamtbilanz der Post eher kritisch sehen. Was wollen Sie diesen in puncto Aktienkursentwicklung mit auf den Weg geben?
Oblin: Zur Bank99 möchte ich gerne festhalten, dass wir nach 4,5 Jahren fast 300.000 Kunden zählen und etwa vier Milliarden Euro Bilanzsumme erreicht haben. Der Hochlaufverlust, den wir für 2024 erwarten, liegt bei zwei Prozent des Nettoergebnisses und damit in einer verschmerzbaren Größenordnung. Was die Post-Aktie betrifft, sollte man ein Investment in sie langfristig betrachten. Wer 2006 zum Zeitpunkt des Börsengangs zugeschlagen hat, hat aus 19 investierten Euro mittlerweile 62 Euro gemacht. Davon sind 33 Euro der Dividende zuzuschreiben, die bei uns ein maßgeblicher Anteil der Rendite für Aktionäre ist.
Warum die Österreichische Post ein krisensicherer Arbeitgeber ist, welche Entwicklungsmöglichkeiten es im Unternehmen gibt und wie der Manager privat tickt, lesen Sie im aktuellen Porträt .