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Edles für Garten und Balkon
Alles im grünen Bereich
„Everything from Rome to chrome“, also „Alles von Rom bis Chrom“ beschrieb einmal ein überwältigter Besucher das Angebot, das er im britischen Auktionshaus Summers Place Auctions vorfand. Tatsächlich offeriert der auf Gartenkunstwerke spezialisierte Weltmarktführer eine enorme Vielfalt, die von antiken Skulpturen bis hin zu aktuellen Arbeiten von Künstlern aus aller Welt reicht. „Das Verhältnis zwischen antiker und zeitgenössischer Kunst liegt immer noch bei rund 70 zu 30 Prozent“, berichtet James Rylands, Direktor des in Sussex auf drei Hektar residierenden Auktionshauses. „Zwar nimmt die Nachfrage nach modernen Stücken spürbar zu, aber es wird auch immer schwieriger, seltene Antiquitäten zu finden.“ Deshalb haben Klassiker wie etwa Steinskulpturen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vorzugsweise von renommierten englischen Herstellern wie Austin und Seely, laut Rylands ihren Wert in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, was nicht zuletzt auf ihren „ansprechenden Look, oft bemoost und mit Flechten“ zurückzuführen sei.
Apropos Look: Eine der Besonderheiten des Gartenkunstmarkts besteht darin, dass „Rarität und Alter weniger wichtige Kaufkriterien“ darstellen als Optik, bedauert Rylands. Eine Einschätzung, die auch Alexander Doczy vom Dorotheum teilt: „Grosso modo wird Dekoratives gesucht, ohne Anspruch auf Qualität“, so der Möbelexperte. „Es soll nur authentisch wirken, mit Pseudopatina oder glatt geschliffenem Marmor.“
Solange allen Beteiligten klar ist, dass es sich um keine echte Antiquität handelt, ist dagegen auch nichts einzuwenden; heikel wird es erst, wenn Fälschungen und Reproduktionen – meist aus Stein und vor allem Gusseisen – angeboten werden. „Nur weil etwas alt aussieht, ist es nicht unbedingt alt“, warnt Rylands. „Neue Gartenurnen aus Gusseisen können in Salzwasser getaucht und anschließend bemalt werden. Nach einigen Wochen erscheint Rost, der dem Gefäß eine Alterspatina verleiht und Neulinge täuscht.“
Gerade weil die Optik bei Gartenkunstwerken eine so große Rolle spielt, unterliegt dieser Markt starken Modetendenzen. „Derzeit sind englische Blei-Objekte aus dem 18. Jahrhundert sehr en vogue“, beobachtet Rylands. Doczy ortet bei den Online-Gartenauktionen im Dorotheum (üblicherweise im Juni oder Juli) steigende Beliebtheit von „pseudoantiken Relieftafeln mit Darstellungen von Sonnenuhren oder Maskarons (Fratzenköpfe), Hockerbänken aus Marmor, Pietra-Dura-Platten auf modernem Metallgestell als Esstisch und weiß oder grün lackierte Gartensalettln aus Metall. Wandbrunnen im italienischen Renaissancestil waren früher sehr beliebt, jetzt weniger.“
Wer antizyklisch kaufen möchte, ist mit solchen Brunnen momentan also gut beraten. Schnäppchen lassen sich auch im Bereich viktorianischer Gusseisen und Bronzen entdecken, verrät Rylands: „Dieser Stil ist gänzlich aus der Mode gekommen und deshalb günstig zu haben. Zwischen 500 und 5.000 Pfund gibt es bei uns sehr schöne Stücke, die sich als gute Investition erweisen könnten.“ Gartenurnen und -sessel aus dem 18. Jahrhundert oder noch älter zählen ebenfalls zu den Ladenhütern: „Zwar handelt es sich dabei um Raritäten, aber die meisten haben unter Witterungseinflüssen gelitten“, erklärt Rylands. Delabrierte Sitzmöbel findet man daher für wenige hundert Euro, in der nächsten Auktion Ende März zum Beispiel eine Bank im Coalbrookdale-Stil mit einem Schätzwert von 500 bis 800 Pfund (600 bis 950 Euro). Das andere Ende des Preisspektrums stellt ein Renaissance-Skulpturen-Set der Vier Jahreszeiten dar: Das Highlight der Auktion soll 100.000 bis 150.000 Pfund (120.000 bis 180.000 Euro) bringen.
Traditionell veranstaltet Summers Place Auctions zweimal jährlich zweitägige Auktionen, wobei am ersten Tag die teureren Objekte zur Live-Versteigerung kommen; am zweiten bieten die Interessenten schriftlich in so genannten „Sealed-Bid-Auktionen“ auf preisgünstigere Objekte. Bei diesen „Höchstpreisauktionen“ werden sämtliche Gebote verdeckt eingereicht und vom Auktionator zu einem späteren Zeitpunkt miteinander verglichen; jeder Bieter darf nur ein Angebot abgeben, den Zuschlag erhält der Höchstbietende.
Für alle, die die Reise nach Sussex scheuen bzw. Transportkosten vermeiden wollen, bietet sich ein Besuch bei Georg Wyhnalek in Wiener Neudorf an. Auf einer Gesamtfläche von 3.000 Quadratmetern in- und outdoor findet sich buchstäblich für jeden Geschmack und jedes Budget etwas Passendes. „Mein Vater hat vor 42 Jahren mit dem Handel von Uhren und Antiquitäten begonnen“, erzählt der Junior-Chef. Gewächshäuser und Wendeltreppen, Steintröge und Ziehbrunnen, Eisentore und Sandsteinskulpturen – wer etwas Spezielles suchte, der wurde und wird dort fündig. Mittlerweile sei es aber nicht mehr so leicht, Original-Nachschub aus Europa zu bekommen, erklärt Georg Wyhnalek, warum er viel aus Indonesien, Marokko, Indien, Bali oder Java einführt. „Auch bei diesen Importen handelt es sich bei rund einem Drittel der Möbel um antike Originale, zwei Drittel sind am traditionellen Design orientiert und oft aus recycelten Materialien.“ Die meisten Kunden interessieren sich für diese Vintage-Stücke, also beispielsweise Schränke, bei denen die Türen ausgetauscht wurden und ein neuer Anstrich dem Möbel einen moderneren Look verleiht, „aber eben nicht ganz neu“, so Wyhnalek. Originale Teakholzbänke kosten ab 800 Euro, Unikate wie ein eisernes englisches Gewächshaus (3x4 m) 4.800 Euro oder ein Brunnentrog aus Österreich (um 1780) 5.500 Euro.