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James Bond für Sammler
Bieten auf Bond
„Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.“ Ein legendäres Bond-Zitat – das erstmals allerdings nicht von 007 selbst, sondern von Dr. Julius No ausgesprochen wurde, als der Bösewicht dem britischen Agenten im ersten Bond-Film 1962 Wodka-Martini servieren ließ. Sechs Jahrzehnte sind seither vergangen – für Christie’s und Sotheby’s Grund genug für Jubiläumsauktionen.
„Schon in den frühen Sechziger-Jahren hat der Markt für Bond-Bücher, Poster und Memorabilien floriert“, weiß Fenella Smith, Katalogverantwortliche in Sotheby’s Bücher- und Manuskriptabteilung. Dank anhaltender Beliebtheit der Bond-Filme, die mit schöner Regelmäßigkeit in die Kinos und ins Fernsehen kommen, gesellen sich zu den Sammlern von damals nun Fans aller Generationen.
„Es gibt drei wesentliche Faktoren, die den Wert von Bond-Sammelobjekten bestimmen“, erläutert Smith: „Ob der Gegenstand von Ian Fleming oder einem Bond-Darsteller signiert wurde, in welchem Zustand er sich befindet und wie selten er ist.“ Smith nennt Bücher als Beispiel: „Am wertvollsten sind Erstausgaben, die der Autor bei der Buchpräsentation signiert hat, mit originalem Schutzumschlag in makellosem Zustand. Je früher das Buch erschienen ist, desto wertvoller.“ Daher sind die vier ersten Bände – „Casino Royale“ (1953), „Leben und sterben lassen“ (1954), „Moonraker“ (1955) und „Diamantenfieber“ (1956) – die begehrtesten, besonders wenn die empfindlichen Cover keine Abnützungs- oder Altersspuren erkennen lassen. „Richtet sich die Widmung überdies an eine bekannte Persönlichkeit, erhöht das den Wert eines Exemplars noch einmal signifikant“, ergänzt Smith. So brachte eine Winston Churchill gewidmete Erstausgabe von „Live and Let Die“ im November 2020 bei Sotheby’s den Rekordpreis von 189.000 Pfund (rund 210.000 Euro). Bei diesem Event übertraf auch ein Originalposter des ersten Bond-Films „James Bond jagt Dr. No“ mit 52.920 Pfund (knapp 60.000 Euro) seinen Schätzwert bei Weitem. „Poster wurden meist mit Klebstoff an der Wand befestigt und beschädigt, wenn sie abgenommen wurden“, begründet Smith, warum Filmplakate in perfektem Zustand so selten sind.
Wer nun bestürzt ist, die Gelegenheit zum Erwerb dieser Raritäten verpasst zu haben, kann aufatmen: Auf der Buy-Now-Plattform offeriert Sotheby’s derzeit eine unsignierte Erstausgabe von „Live and Let Die“ für 29.275 Euro, und ein Dr.-No-Poster kommt bei der 122 Lose umfassenden Jubiläumsauktion „James Bond on Bond Street“ im September mit einem Schätzwert von 20.000 bis 30.000 Pfund (25.000 bis 35.000 Euro) unter den Hammer.
Auch Christie’s feiert „60 Jahre Bond-Filme“ mit zwei spektakulären Charity Sales: Einer Onlineauktion mit 35 Losen und einer Live-Auktion mit 25 Losen. „Viele der Gegenstände, die wir in diesen Benefizauktionen anbieten, stammen direkt vom Set eines Bond-Films und aus erster Hand“, erklärt Adrian Hume-Sayer, Direktor für Private & Iconic Collections bei Christie’s London. Schon vor zehn Jahren zelebrierte das Auktionshaus gemeinsam mit der von Albert R. Broccoli und Harry Saltzman gegründeten Filmproduktionsgesellschaft EON „50 Jahre James Bond“ und fuhr damals mehr als zwei Millionen Euro für wohltätige Zwecke ein.
Diesmal dürfte der Erlös noch beträchtlich höher ausfallen, denn allein der silberne Aston Martin DB5, der als Stuntwagen in „Keine Zeit zu sterben“ (2021) zum Einsatz kam, soll geschätzte 1,5 bis zwei Millionen Pfund wert sein. Wer lieber ein fabrikneues Fahrzeug ersteigern möchte, kann bei einem Land Rover Defender 110 V8 Bond Edition (200.000 bis 300.000 Pfund) oder einem Aston Martin DBS Superleggera 007 Special Edition (300.000 bis 400.000) mitbieten – beide Luxuskarossen stammen aus limitierten Sondermodellreihen.
Auf diesen lukrativen PR-Zug, den Luxusuhrenhersteller Omega 1995 startete, als Pierce Brosnan in „Golden eye“ eine Seamaster Professional am Handgelenk trug, sind mittlerweile auch andere Edelmarken aufgesprungen, zum Beispiel Leica, Dupont, Michael Kors, Tom Ford oder Bollinger, um nur einige zu nennen. Apropos Champagner: Bollinger stellt für die Auktionen nicht nur Flaschen zur Verfügung, sondern auch ein Wochenende für vier Personen in Aÿ und Paris (Schätzwert: 15.000 bis 20.000 Pfund). Noch elitärer dürfte der auf 30.000 bis 50.000 Pfund geschätzte fünftägige Aufenthalt in Ian Flemings Anwesen Goldeneye auf Jamaika sein, auf dem alle 14 Bond-Romane geschrieben und einige Filme gedreht wurden.
Die erwähnten Auktionshighlights sollen aber keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass Mitbieten nur Leuten mit dicker Brieftasche vorbehalten ist: Terry O’Neills Fotos von Sean Connery und Roger Moore offeriert Sotheby’s für 5.000 bis 7.000 Pfund, Songblätter mit Autogrammen, etwa von Adele oder Alicia Keys, schätzt Christie’s auf 3.000 bis 5.000 Pfund und Filmposter gibt’s schon ab 200 Pfund.
Für 8.000 bis 12.000 Pfund Schätzwert (rund 9.000 bis 14.000 Euro) bietet Bonhams sogar eine echte Rarität an: den Prototypen für den „All the Time in the World“-Ring, James Bonds einzigen Ehering. Am Ende von „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (1969) heiratet James Bond (George Lazenby) seine Contessa Tracy (Diana Rigg), die kurz darauf erschossen wird. Der Londoner Juwelier Charles de Temple entwarf für die Trauung einen Bicolor-Goldring im typischen Sixties-Stil. Für den Film selbst wurden zwei Exemplare produziert, die 2019 und 2022 bei Sotheby’s ihren Schätzwert bei weitem übertrafen und jeweils über 50.000 Pfund (an die 60.000 Euro) erzielten.