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Interview mit Gerald Hörhan
„Der 24. Februar hat die Welt nachhaltig negativ verändert“
Gerald Hörhan ist wie immer bestens gelaunt und bis in die Haarspitzen motiviert, als er uns in seinem Wiener Innenstadtbüro empfängt – trotz der allgemein eher schwierigen Lage.
GEWINN:In Ihren jüngsten Youtube-Beiträgen behandeln Sie sehr ernste Fragen wie „Kein Gas, zurück ins Mittelalter?“ oder „Euro Kollaps 2022?“. Ist die weltpolitische und wirtschaftliche Lage wirklich so schlimm?
Hörhan: In dem aus meiner Sicht wahrscheinlichsten Szenario werden die nächsten Jahre keine einfache Zeit. Wir werden weiterhin mit einer starken Inflation kämpfen müssen, durch die die Bevölkerung enteignet bzw. einen großen Teil ihrer Kaufkraft verlieren wird. Auch vermögende Menschen werden kämpfen müssen, um ihr Vermögen zu erhalten. Der Kuchen insgesamt wird durch Mangelwirtschaft und Deglobalisierung deutlich kleiner. Aber ich glaube nicht, dass noch schlimmere Extremszenarien eintreten werden.
GEWINN: Was wären noch schlimmere Szenarien?
Hörhan: Wenn uns zum Beispiel das Gas ausgehen würde. Davon gehe ich nicht aus. Aber die Bevölkerung wird aufgrund der hohen Kosten Probleme haben, die Rechnung dafür zu zahlen. Und solange die globale Politik völlig irrational handelt, Kriege führt und Konflikte schürt, statt sich darauf zu fokussieren, wieder gemeinsam etwas zu machen oder Innovationen voranzutreiben, wird es nicht besser. Der 24. Februar war schon ein sehr einschneidendes Ereignis, das die Welt nachhaltig negativ verändert hat. Ich hatte nicht gedacht, dass so etwas passieren könnte, dass in Europa wieder Bomben fliegen. Und die Schnelligkeit der Sanktionen in alle Richtungen war bezeichnend.
GEWINN:Und, wird der Euro 2022 kollabieren?
Hörhan: Nein, das glaube ich nicht. Wenn, dann wäre das eine politische Entscheidung. Die Europäische Zentralbank hat mittlerweile Instrumente geschaffen, damit der Euro nicht auseinanderbricht. Bisher konnte die EZB im Rahmen der Anleihenkaufprogramme Anleihen nur proportional zur Wirtschaftsleistung der jeweiligen Emittenten kaufen. Jetzt kann sie auch disproportional zukaufen und zum Beispiel mehr italienische und griechische Staatsanleihen als deutsche Staatsanleihen kaufen, wenn die Renditen zu stark in die Höhe gehen. Damit kann man spekulative Angriffe von Hedgefonds abwehren.
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