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Interview mit IHS-Chef Holger Bonin
„Die Leistungsträger der Mittelschicht fühlen sich unter Druck gesetzt“
GEWINN: Im Vorwahlfieber geistern teils skurrile Vorschläge durch die Gegend. Der linke SP-Parteichef Babler etwa versucht, mit der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zu punkten. Was sagen Sie als Wissenschaftler dazu?
Bonin: In der Politik gibt es bekanntlich den Leitsatz: „Wahlen werden in der Mitte entschieden und nicht an den Rändern“, insofern lohnt sich ein Blick auf die realen Gegebenheiten.
GEWINN: Etwa bei der kommenden Herbstlohnrunde. Das wird eine teure Angelegenheit …
Bonin: Die hohe Inflation schafft tatsächlich eine schwierige Situation. Bedenken Sie nur: Ein Prozent Lohnerhöhung führt in zwei, drei Jahren zu einer um 0,5 Prozent höheren Inflationsrate. Das erklärt auch, warum die Inflationsrate nicht schneller nach unten rutscht.
GEWINN: Gibt es da keinen Ausweg?
Bonin: Doch, durchaus. Die Tarifanpassung alle zwölf Monate ist ja kein Naturgesetz, da sind Alternativen möglich. In Deutschland hat man in manchen Bereichen einen Abschluss auf die Dauer von zwei Jahren vereinbart. Das schafft ein wenig mehr Luft bei den Verhandlungen und auch bei den Inflationsfolgen. Weder die Höhe noch die Laufzeit sollte eine Tabuzone sein. Denn auch die jeweilige Inflationshöhe hat vielfältige Ursachen, da ist Flexibilität angesagt.
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