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Essen
Die neue Kaffeehausszene
Das Geheimnis und damit das Unvergleichliche der Wiener Kaffeehauskultur beschrieb einst Stefan Zweig in der „Welt von Gestern“: „Um dies zu verstehen, muss man wissen, dass das Wiener Kaffeehaus eine Institution besonderer Art darstellt, die mit keiner ähnlichen der Welt zu vergleichen ist. Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine billige Schale Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obolus stundenlang sitzen, diskutieren, schreiben, Karten spielen, seine Post empfangen und vor allem eine unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann.“
Ob Egon Erwin Kisch, Anton Kuh, Egon Friedell oder Alfred Polgar, für viele der berühmten Kaffeehausliteraten einer vergangenen Epoche waren die einst zu Weltruhm gelangten Kaffeehäuser Wiens ein leichtfüßig melancholischer Ort am Rand der vergehenden Zeit. Eine Insel im Verfließen des Tages.
Die Wiener Kaffeehausszene hat sich allerdings im Laufe der Zeit stark verändert. Zwischenzeitlich kamen zu den Klassikern Lokale der sogenannten „Latte-macchiato-Generation“ hinzu, nun scheint sich gerade eine neue Mischform aus Kaffeehaus, Esslokal und Weinbar auszubreiten.
Bestes Beispiel: das unlängst neu übernommene Café Florianihof im achten Bezirk. Ende 2022 wurde das zuletzt schon etwas lustlos betriebene Traditionscafé zugesperrt. Mit Julian Lechner und Simon Schubert fanden sich einige Monate später neue Betreiber, die das schöne Ambiente etwas auffrischen ließen und das Lokal Ende 2023 mit neuem Konzept wiedereröffneten. Lechner und Schubert bringen einiges an Erfahrung mit, denn sie betreiben seit einiger Zeit auch das Edelgasthaus Reznicek im Neunten. In kürzester Zeit wurde dieses Wirtshausjuwel zu einem der gefragtesten und angesagtesten Gasthäuser Wiens.
So überrascht es nicht, dass man jetzt im Florianihof auch hervorragend essen kann und auf eine innovative und kompetent zusammengestellte Weinkarte trifft. Im Speisenangebot findet man Gerichte wie Dukatenschnitzel, Chili-Käsekrainer, gebratene Blunzen und geschmorte Schweinsbackerl. Überdies gibt es jeden Tag ein spezielles Menü und ein herausragendes Frühstücksangebot. „Damit sprechen wir auch eine neue Klientel an“, sagt Simon Schubert, „vormittags kommen immer noch die Senioren, mittags finden jetzt auch Businesstermine statt, und am Abend kommt vorwiegend ein junges Publikum.“