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40 Jahre GEWINN
Es waren einmal der Golf, der Van und die Limousine
Zu diesem Jubiläum muss ich jetzt leider persönlich werden. Ich weiß, das macht ein guter Journalist nicht, aber mir war schon immer ein wenig wurscht, was sich gehört und was die Leut über mich reden. Darum erzähl ich Ihnen nun von gegen Ende der 1980er-Jahre. Ich war gerade alt genug, um mir bei einem mit meinen Eltern befreundeten Ehepaar ein paar Schilling als Babysitter dazuzuverdienen, wenn die zu viert ausgingen. Bis heute ist nicht klar, wer da auf wen aufpasste. Aber ich erinnere mich an eines genau. Die Mutter des Buben, auf den ich schaute, las den GEWINN und war so unglaublich stolz auf dieses Magazin, dass sie es mir immer auf den Wohnzimmertisch legte, bevor sie ging. Wenn ich einmal erfolgreich werden wolle, müsste ich das lesen, sagte sie. Und am nächsten Morgen, das werde ich auch nie vergessen, nahm sie mich mit ihrem Auto mit in die Stadt, setzte mich vor der Schule ab, bevor sie weiter in die Bank fuhr, in der sie arbeitete.
Gut, dass aus mir kein erfolgreicher Wirtschaftsmagnat werden würde, war uns wohl beiden klar. Dass ich heute für eben diesen hochangesehenen GEWINN schreiben darf, aber auch nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass das Auto, das sie fuhr, 41 Jahre lang das meistverkaufte Auto Österreichs sein würde.
Sie fuhr einen VW Golf.
Einen Golf I.
Diesel.
Eine Wanderdüne in Gelb.
1974 kam der Golf 1 auf den Markt, und von 1978 bis 2019 sollte er durchgehend das meistverkaufte Auto in Österreich sein. Das ist nicht nur dem Golf an sich geschuldet, der einfach in jeder der inzwischen acht Generationen als modernes, komfortables, vielseitiges und schlüssiges Auto betrachtet wurde. Auch Porsche Österreich hatte da gehörig Anteil am Erfolg. Denn wenn eine neue Generation vor der Markteinführung steht, gehen die Verkaufszahlen der aktuellen Serie für gewöhnlich stark zurück. Nicht so bei uns, beim Golf, weil es da immer Sondereditionen wie etwa den Rabbit gab, der dann weiterlief und lief und lief. Abgelöst hat den Golf 2019 übrigens sein Konzernbruder Škoda Octavia.
Was kam, was ging
Vor 40 Jahren waren Limousinen noch angesagt. Der Ford Sierra kam gerade erst auf den Markt oder der 190er von Mercedes und die dritte Generation des Audi 100. Das waren damals schon vergleichsweise rundgelutschte Autos. Aus heutiger Sicht sind sie immer noch Kombinationen aus Quadern, die auf Räder gestellt wurden. Zweitürige Limousinen oder dreitürige Kombis – wie der Einsergolf vom Anfang – waren begehrt. Inzwischen gibt es kaum noch ein Fahrzeug mit vier Sitzplätzen, das hinten keine Türen hat. Sogar Coupés sind heute viertürig. Und dann sind da noch die Vans. Erinnern wir uns an den Espace von Renault, diese sportliche Mischung aus Familienwagen und Reisebus. Es sollte nicht lange dauern, bis alle möglichen Marken bis hin zu Pontiac mit dem Trans Sport auch so einen Van im Angebot hatten. Ford Galaxy, VW Sharan, Seat Alhambra und Renault Espace sind die Einzigen, die so einen Wagen noch anbieten – und das sind keine neuen Modelle mehr, man baut einfach die alten weiter, so lange ihn noch Firmen kaufen. Inzwischen konzentrieren sich Hersteller auf anderes.