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Fasten statt Pleite
Florentina und Klaus Rebernig betreiben mit dem Kloster Pernegg und rund 2.000 Gästen pro Jahr das erfolgreichste Fastenhotel Österreichs.
© Kloster Pernegg/Irmi Kronauer, schewig fotodesign/Dieter Schewig

Idee: Kloster Pernegg

Fasten statt Pleite

Klaus und Florentina Rebernig haben aus dem Sanierungsfall Kloster Pernegg das erfolgreichste Fastenhotel Österreichs gemacht und lassen mit ihren Kennzahlen Kollegen aus der Tourismusbranche neidisch werden.

Von Friedrich Ruhm

08.03.2023

Gäste, die sich über einen Teller Suppe freuen, keine Lebensmittel, die verderben ... Klaus und Florentina Rebernig haben das, von dem die meisten Hoteliers träumen. Dabei hat ihr Haus nicht einmal Sterne, liegt in einer Gegend, wo sich Fuchs und Henne gute Nacht sagen, und die Ausstattung der Zimmer ist auf ein Minimum beschränkt.

Aber genau deswegen pilgern immer mehr Menschen ins nördliche Waldviertel, um beim Fasten im Kloster Pernegg „Stille und Sinn“, so das Angebot, zu finden. Mit 2.000 Gästen pro Jahr ist das Kloster Pernegg das erfolgreichste Fastenhotel Österreichs und zählt auch international zu den Topadressen. Und alles nur, weil die Rebernigs aus einer Not eine Tugend gemacht haben.

Aus nix was machen

Als Klaus Rebernig das Kloster Pernegg im März 2004 vom Stift Geras pachtete, war die in den 1990er-Jahren um ein Jugendzentrum und ein Altersheim erweiterte Anlage ein Sanierungsfall. Er selbst war davor bei großen Unternehmungen der heimischen Tourismuswirtschaft im Bereich Controlling tätig gewesen – „ein Zahlenmensch“ also. Und als solcher war er von der Tourismusbank ÖHT im Herbst 2004 angefragt worden, den geschlossenen Betrieb einer Prüfung zu unterziehen. Klaus: „Ich habe das Kloster Pernegg gesehen und hatte sofort das Gefühl, das hier, das kann nur ich machen.“

Was „das hier“ sein sollte, war ihm da noch nicht klar, also luden er und seine Frau Freunde für ein verlängertes Wochenende zum „Brainstorming“ ein. Florentina: „Wir haben uns im Klostergarten zusammengesetzt und irgendwann hat einer gesagt: ,Hier gibt es eigentlich nix.‘ Und ein anderer: ,Aber genau dieses Nix ist ja das Wertvolle. Das war dann der Aha-Effekt‘.“ Klaus: „Aus dem ist die ,Entdeckung der Stille‘ als Motto entstanden, das wir später um das Thema Sinn mit Inhalten aus der Forschung von Viktor Frankl erweitert haben.“

Fasten wird Mainstream

Bevor es so weit war, positionierten die Rebernigs das Kloster Pernegg als Haus für Seminare jeglicher Art. Durchaus mit Erfolg. Parallel zu Yoga- oder Atemseminaren gibt es auch Fastengruppen, jedoch in überschaubarer Zahl. Florentina: „Wir haben das nicht professionell betrieben, weil wir uns Fasten als Thema damals nicht vorstellen konnten.“

Die steigende Nachfrage der Gäste und ein früher Kontakt mit dem Grazer „Fasten-Professor“ Frank Madeo lassen die Rebernigs jedoch umdenken. Klaus: „Wir hatten mit dem Seminarbereich 8.000 Nächtigungen pro Jahr, und das ist für das Waldviertel sehr viel. Dass sich das mit Fasten alleine ausgeht, war da noch nicht absehbar.“

Zum richtigen Riecher gesellt sich das Glück. Der Medizin-Nobelpreis 2016 für Yoshinori Ōsumi und seine Forschung zur Autophagie (dabei handelt es sich um die Selbstreinigung der Zellen, die in Gang gesetzt wird, wenn wir längere Zeit nichts essen) führt das Thema Fasten endgültig aus der „Esoterikecke“, so Florentina.

2.000 Fastende pro Jahr in Pernegg

Heute wird kein anderer Ort in Österreich mehr mit dem Thema Fasten assoziiert als Pernegg. Bei nur einer Woche, die das Haus um Weihnachten geschlossen ist, finden laufend bis zu drei Fastenkurse mit jeweils bis zu 20 Teilnehmenden statt. Insgesamt kommt das Kloster Pernegg im Jahr auf rund 150 Kurse mit insgesamt rund 2.000 Gästen. Diese kommen schwerpunktmäßig aus Wien, sind zu 60 Prozent weiblich und zwischen 30 und 70 Jahre alt.

In der Region ist das Fastenzentrum als Ganzjahresbetrieb ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Fix angestellt sind rund 20 Mitarbeiter für Backoffice, Küche und Housekeeping. Dazu profitieren auch die Bauern der Umgebung von den Klostergästen, die regelmäßig in den Ort kommen, um biologische Teigwaren, Biolamm und Gemüseraritäten für die Zeit nach dem Fasten einzukaufen.

40 neue Fastenleiter pro Jahr

Die Fastenleiter, also jene Menschen, die eine Gruppe Fastender durch die Woche begleiten, sind nicht angestellt, sondern arbeiten auf eigene Rechnung und zahlen an das Kloster eine Raummiete und einen Marketingbeitrag. „Wir haben einen Stamm von 25 Fastenbegleitern, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten und wo jedes Jahr zwei, drei neue dazukommen, wenn jemand ausfällt oder Termine frei bleiben.“ Der Pool dafür ist groß, denn rund 40 Personen absolvieren jedes Jahr die Ausbildung zum Fastenbegleiter, die in Pernegg ebenfalls angeboten wird und damit quasi ein zweites Standbein der Rebernigs ist.

Foto eines Zimmers in dem Hotel in Pernegg
Die Ausstattung der Zimmer ist auf ein Minimum reduziert, auch Fernseher und Minibar gibt es nicht.© Kloster Pernegg/Dieter Schewig
Drohnenfoto des Klosters
Das Kloster Pernegg von oben mit seinen derzeit zwei Gästehäusern – links und ganz rechts im Bild.© Kloster Pernegg/Fabian Schmied – Drohnenfotografie

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