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Kreuzfahrten
Kreuzfahrten unter weißen Segeln
Rund zehn Matrosen werken auf dem Vordeck, heben die Anker, lösen Tauwerk von den Belegnägeln, ziehen an Seilen oder führen sie behutsam um die Winsch (elektrische Winde). Zentimeter um Zentimeter wächst zunächst das Großstagsegel in den Himmel und bläht sich sanft im Wind, gefolgt vom Kreuzstag und weiterem weißen Tuch. Majestätisch setzt sich die Star Clipper im goldenen Abendlicht in Bewegung. Aus den Bordlautsprechern dröhnt Vangelis’ Filmmusik „Conquest of Paradise“, Champagnerkorken knallen, der pazifische Ozean schaukelt die Passagiere sanft.
Zu schön, um wahr zu sein? – Nein: Realität. Jeden Tag aufs Neue bei einer Segelkreuzfahrt auf der Star Clipper, dem Nachbau eines historischen Windjammerschiffes aus dem 19. Jahrhundert. Die GEWINN-Autorin war mit an Bord und fuhr gemeinsam mit 90 weiteren Passagieren und 72 Personen Crew von Panama City aus die Pazifikküste entlang westwärts nach Costa Rica.
An Bord eines Segelkreuzfahrtschiffes ist das Publikum anders als auf herkömmlichen Cruiselinern: allesamt ökologisch denkende Seebären, achtsam gegenüber Natur und Umwelt. Die windunterstützte Art der Kreuzfahrt hinterlässt weniger tiefe CO2-Fußabdrücke als ein Gigant des Meeres mit bis zu 6.900 Passagieren. Im Hafenstädtchen Puntarenas in Costa Rica kommt unsere Star Clipper neben einem 3.500-Kreuzfahrer-Pott zu liegen – und wirkt im Vergleich dazu so klein wie ein Rettungsschiff des Giganten.
Wer einmal mit einem der drei Großsegler der Reederei Star Clippers unterwegs war, tut das immer wieder. Eine Wiederholungstäterrate von 80 Prozent spricht für das Produkt. Das Reisegefühl unter den geblähten weißen Segeln auf bis zu fünf Masten (die Star Clipper verfügt über vier Masten, 16 Segel mit 3.365 Quadratmeter Fläche) ist genauso erhaben wie anachronistisch: Seefahrernostalgie gepaart mit modernster Technik. Das gewaltige Steuerrad aus Mahagoni hat anno 2023 nahezu ausgedient: Ein Autopilot steuert den Kurs und achtet darauf, dass die vorgegebenen Etappenziele pünktlich erreicht werden. Wobei stets versucht wird, möglichst viel zu segeln und die Motoren zu drosseln. Im Idealfall werden die Schiffsschrauben ausgekuppelt und die Maschine dient nur mehr der Erhaltung der Energiesysteme an Bord. „Die Star Clipper ist einfach eine große Segeljacht – und genauso fahre ich sie“, meint Kapitän Brunon Borowka.