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Sturm im Kryptoland
Bitcoin durchlebt derzeit wieder einmal eine sehr turbulente Phase, in der viele Menschen damit viel Geld verloren haben.
© Fotos: cosmin4000 - GettyImages.com, ismagilov - GettyImages.com

Kryptoinvestments

Sturm im Kryptoland

Der Markt für Kryptocoins erlebte heuer ein sehr schwieriges Jahr mit massiven Kursrückgängen und schmerzhaften Pleiten und Skandalen. Doch aus Sicht mancher Experten macht die aktuelle Marktbereinigung erst den Weg zu neuen Höhen frei.

Von Martin Maier

13.12.2022
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Fans von Bitcoin sind ja grundsätzlich schon einiges an ­Aufregung und Turbulenzen gewohnt. Schließlich ist der Bitcoin-Kurs in den vergangenen zehn Jahren mindestens 15-mal um mehr als 30 Prozent eingebrochen – davon siebenmal um mehr als 50 Prozent –, begleitet von zahlreichen Pleiten, Hacks und anderen Skandalen. Doch das heurige Jahr brachte trotz dieser Ab­härtung das Fass sogar für hartgesottene Bitcoin-Jünger der ersten Stunde zum Überlaufen. Denn „jetzt ist schon wieder was passiert“, wie es immer am Beginn der beliebten Brenner-Krimis von Wolf Haas steht.

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Vom Rekordhoch in den Abgrund

Vor rund einem Jahr herrschte in Kryptoland noch Partystimmung, denn Bitcoin und zahlreiche andere Kryptocoins erreichten neue Rekordkurse. Bitcoin notierte Anfang November 2021 erstmals auf einem Hoch von fast 68.000 US-Dollar, die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum wurde zu 4.600 US-Dollar je Ether gehandelt. Und Firmen, die Dienstleistungen rund um das Thema Krypto anbieten, wurden von Geldgebern mit Milliardenbeträgen überhäuft. Es herrschte „FOMO“, wie man in der Branche sagt – die Angst, etwas zu verpassen („fear of missing out“). Und in ­dieser Euphorie wurden Start-ups und schnell wachsende Kryptounternehmen häufig ohne vorhergehende sorgfältige Prüfung großzügig finanziert.

Doch nach dieser Hochphase setzte (wieder einmal) ein schrittweiser Kursverfall ein: Der Preis von Bitcoin sackte auf zuletzt 17.000 US-Dollar ab, ein Ether kostet aktuell nur mehr rund 1.200 US-Dollar. Entsprechend ging auch der Gesamtwert aller relevanten Kryptocoins von knapp drei Billionen auf zuletzt 800 Milliarden US-Dollar zurück (siehe Grafiken).

„Kryptowinter“

Doch was steckt hinter diesem Sturm in Kryptoland? Die Antwort fällt nicht eindeutig aus: Ein Teil der Experten sieht diesen sogenannten „Kryptowinter“ als eine typische Reaktion auf steigende ­Zinsen, die auch die bis dahin gefeierten US-Technologieaktien massiv getroffen haben. Andere wie Bernhard Wenger von 21Shares betonen wiederum den ­volatilen Charakter: „Bitcoin und andere Kryptocoins zählen definitiv zu den ­riskanten Assets, für die das aktuelle Umfeld nicht vorteilhaft ist.“ Vor allem institutionelle Investoren verkaufen in turbulenten Phasen typischerweise alle riskanten Investitionen von Aktien bis Bitcoin in Bausch und Bogen.

Zusätzlich befeuert wurde der Einbruch an den Kryptomärkten von einer fast schon unheimlichen Häufung an spektakulären Totalausfällen und Skandalen: So endeten heuer im Frühjahr der Stablecoin TerraUSD (UST) und die ­daran gekoppelte Kryptowährung Luna in einem totalen Kollaps dieses Systems. Pikanterweise haben Stablecoins grundsätzlich genau den Zweck, den Wert einer Fiatwährung – wie in diesem Fall US-Dollar – möglichst exakt und verlässlich abzubilden. Doch bei diesem speziellen Stablecoin, der auf einem Algorithmus basiert, wich der Wert immer stärker vom US-Dollar ab, bis er schließlich ­komplett kollabierte, als Anleger das Vertrauen verloren und aus dem Stablecoin flüchteten.

Viele Marktteilnehmer waren von der Geschwindigkeit, mit der dieser ­Kollaps und schließlich die Einstellung von UST und Luna erfolgten, mehr als überrascht.

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