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Innovation: Energie aus Abwasser
Der dritte Mann heizt oder kühlt
Unterhalb von Wien erstreckt sich ein Kanalnetz von insgesamt 2.500 Kilometern Länge, durch das die gewaltige Abwassermenge von 6.000 Litern pro Sekunde fließt. Macht allein in der Bundeshauptstadt 500 Millionen Liter täglich. In ganz Österreich gibt es geschätzt 90.000 bis 95.000 Kilometer öffentlicher Abwasserkanäle. Was hier entlangrauscht, hat eine Durchschnittstemperatur von zehn bis 18 Grad. Ganzjährig ziemlich konstant. „Das ist ein enormes Potenzial an thermischer Energie direkt unter unseren Füßen, das bis dato kaum genutzt wird“, erklärt Florian Kretschmer vom Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz der Universität für Bodenkultur Wien (Boku).
Ein Prozedere, das hingegen seit geraumer Zeit erfolgreich angewandt wird, ist die Nutzung von chemischer Energie aus dem Abwasser in Kläranlagen, also der Endstation der Kanalwege. Aus dem Klärschlamm kann in Faultürmen Biogas gewonnen und (nach der Verbrennung in Blockheizwerken) als thermische und elektrische Energie genutzt werden. Dieses Verfahren deckt den Wärmebedarf einer solcherart ausgerüsteten Kläranlage, oft entsteht sogar ein Wärmeüberschuss. Auch der wird kaum genutzt, da mögliche Abnehmer (wie Haushalte) zu weit entfernt liegen bzw. schon mit Erdgas versorgt sind.
„Die Distanz ist ein wichtiger Aspekt der Wärmeversorgung“ so Kretschmer. „Je weiter der Weg, desto größer der mögliche Wärmeverlust. So ist es sinnvoll, neben den Kläranlagen auch die Kanäle direkt im bewohnten städtischen Bereich thermisch zu erschließen. Die Abwasserwärme ist genau dort verfügbar, wo wir sie brauchen, und kann Gasimporte aus dem Ausland ersetzen.“ Nachsatz: „Allerdings betrifft die Abwasserwärmenutzung im Kanal nur thermische Energie – also für Heizen und Kühlen. Elektrische Energie, die für die eingesetzte Wärmepumpe benötigt wird, muss zugeführt werden. Im Idealfall durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern.“
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