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Konjunktur
Energiekrise: Interventionen haben unerwünschte Nebenwirkungen
Europa. In Anbetracht der hohen Strom- und Gaspreise werden vielerorts staatliche Eingriffe diskutiert bzw. teilweise bereits umgesetzt. Sie alle sind allerdings umstritten.
Allen voran die Einführung einer Steuer auf die Gewinne der Energiekonzerne. Laut Wifo wäre das in Österreich nicht sinnvoll. Von (fiktiven) Zufallsgewinnen von 100 Euro würden aufgrund der Aktionärsstruktur und Steuern beispielsweise beim Verbund ohnehin 88 Euro dem Staat zufließen, private Investoren erhielten nur zwölf Euro. Gleichzeitig wäre eine solche Zufallsgewinnsteuer aus standortpolitischer Sicht problematisch. Eine Stromkostenbremse scheint laut Wifo die klügere Maßnahme zu sein.
Aber auch diese wird vielerorts kritisch gesehen. Die Börsenplattform EEX hat einen Report veröffentlicht, demzufolge Preisobergrenzen kontraproduktiv seien, da die Notwendigkeit sinkt, Energie zu sparen und Anbietern Anreize zur Steigerung der Produktion fehlen. „Eine Preisobergrenze untergräbt das ökonomische Grundprinzip von Preissignalen und führt zu negativen Nebenwirkungen“, so die EEX.
In dieselbe Kerbe schlagen zahlreiche Ökonomen. Sie sehen zudem eine Gefahr im Handel mit dem Ausland: Wenn ein Land Strom billiger macht, könnte er in die benachbarten Märkte abfließen und mit ihm die Subventionen, die der Staat investiert hat.
Doch was ist die Alternative? Ökonomen plädieren meist dafür, Preissprünge zu akzeptieren. „Der Markt funktioniert und wir brauchen ihn, gerade jetzt“, sagt Lion Hirth, Energieökonom von der Hertie School in Berlin gegenüber dem Handelsblatt. „Besonders Betroffene sollten wir unterstützen, aber eben nicht durch eine Manipulation der Großhandelspreise.“