Hauptinhalt

Grüner Wasserstoff made in Austria
In diesen Tanks lagert der Wasserstoff, den die Tiroler Supermarktkette Mpreis selbst produziert. In Zukunft wird damit auch der firmeneigene Lkw-Fuhrpark betankt
© MPREIS/Franz Oss

Energie und Rohstoffe

Grüner Wasserstoff made in Austria

Österreichs Produktion von grünem Wasserstoff läuft an. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig. Wir zeigen Pionierprojekte von Tirol bis Wien, die für die Dekarbonisierung entscheidend sein können.

Von Claudia Jörg-Brosche

18.05.2022
Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Der niedere Pavillon mit begrüntem Flachdach am Bachrand des Naturdenkmals Völser Gießen sieht so unspektakulär aus wie ein modernes Einfamilienhaus – doch in seinem Inneren pocht ein mehr als potentes Herz: Hier, am eigenen Betriebsgelände in Völs bei Innsbruck, nahm der Tiroler Lebensmittelhändler Mpreis im März die Produktion von grünem und damit klimaneutralem (siehe Seite 72, Kasten „H2-Farbenlehre“) Wasserstoff auf – und zählt damit zu den H2-Vorreitern Österreichs. Im Erdgeschoß des schlichten Betonbaus werkt nun die größte Single-Stack-Elektrolyseanlage Europas (Inves­titionsvolumen: 13 Millionen Euro, zur Hälfte Fördermittel).

Baubeginn für das Mpreis-Elektrolyse-Gebäude war im August 2020, „bereits ein Jahr später zerlegten wir erstmals Wasser“, freut sich Wolfgang Madl, Leiter Energie bei Mpreis. Herzstück ist der rund sieben Meter lange, drei Meter hohe Elektrolyseur. Er besteht aus einem Einzelstapel, an dem eine Vielzahl an Elektrolysezellen (mit Membran, Anode und Kathode) dicht aneinander liegen, und kann bis zu 55 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde liefern (das Gas Wasserstoff wird in Kilogramm gemessen).

Fü̈r die bauliche Umsetzung nutzte Mpreis heimische Expertise: Das auf komplexe Industrie- und Infrastrukturprojekte spezialisierte Innsbrucker Ingenieurbüro ILF Consulting Engineers leistete gemeinsam mit Mpreis Pionierarbeit. Ewald Perwög, Projektinitiator und Leiter von Mpreis Sustainable Energy Solutions: „Es gibt keine ‚Blaupause‘, wie Wasserstoff im Umfeld eines Lebensmittelhä̈ndlers erzeugt und nachhaltig genutzt werden kann. Gemeinsam tasteten wir uns an die Lösungen heran.“

Neuartig ist die vielfältige Implementierung des grünen Wasserstoffs in der Mpreis-Betriebskette von der eigenen H2-Produktion über die Nutzung in Bäckerei und Fuhrpark bis zur Distri­bution über die eigene Wasserstoff-Tankstelle. Ziel ist, den hochwertigen Energieträger im Rahmen der sekto­renü̈bergreifenden Tiroler Wasserstoff­Initiative HyWest anderen Anwendern bereitzustellen. Gemeinsam mit ­Tiwag, Tigas und den Zillertaler Verkehrs­betrieben legt Mpreis den Grundstein fü̈r eine grü̈ne Wasserstoff-Wirtschaft in Tirol.

Weitere Artikel

GEWINN November 2024

In Russland steppt der Bär, Deutschland bremst CEE

„Mit zehn Prozent Realzinsen fast vier Prozent Wachstum – so ­etwas habe ich noch nie gesehen.“ So...

Weiterlesen: In Russland steppt der Bär, Deutschland bremst CEE
Online November 2024Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Die Lieblingsaktien der besten Fondsmanager 2024

Die von Citywire ausgezeichneten Aktienfondsmanager haben die aus ihrer Sicht besten Aktien des...

Weiterlesen: Die Lieblingsaktien der besten Fondsmanager 2024
Online November 2024Exklusiv für GEWINN-Abonnenten

Brennpunkt USA: Der „Wahlpoker“ geht mit Trump in die nächste Runde

Welche Konzerne von der Trump-Mania profitieren und wo Sie Rückschläge für Käufe ausnützen können....

Weiterlesen: Brennpunkt USA: Der „Wahlpoker“ geht mit Trump in die nächste Runde