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Gesundheit
Kennen Sie Biologika?
Biologika sind aus dem klinischen Alltag praktisch nicht mehr wegzudenken. Jedes Jahr kommen neue Präparate auf den Markt. Häufig sind Biologika im Labor erzeugte Varianten von im Menschen vorkommenden komplexen Proteinen. Sie können Hormone ersetzen oder Antikörper zur Abwehr krankmachender Prozesse sein. Auf Basis ihrer guten Bioverfügbarkeit, Spezifität und Wirksamkeit sind sie beispielsweise wahre Hoffnungsträger in der Therapie von Autoimmunerkrankungen, Allergien oder von Tumoren.
Biologika enthalten zum Beispiel Zellbestandteile, Proteine oder gentechnisch veränderte Organismen. Zumeist sind es Wirkstoffe auf Basis von einfachen bis hochkomplexen Proteinen. Insulin, Wachstumshormone, Gerinnungsfaktoren oder spezifische Antikörper, die bei Autoimmunerkrankungen ebenso eingesetzt werden wie bei verschiedenen Tumoren.
Die Herstellung biologischer Arzneimittel, also aus biologischen Substanzen ist wesentlich komplexer als jene von herkömmlichen Medikamenten, daher können sie nicht als Tabletten verabreicht werden. Üblicherweise werden sie unter die Haut injiziert. Sie werden von lebenden Organismen produziert, wodurch eine gewisse Variabilität der Produkte möglich ist. Eine regelmäßige Überprüfung ihrer Variabilität je Charge beziehungsweise zwischen den Chargen ist daher erforderlich. Die Möglichkeit der Verfolgung jeder Charge bis zum Patienten ist gesetzlich vorgeschrieben.
Kurzer „Begriff-Sidestep“: Noch größer ist die Variabilität bei „Biosimilars“, biologischen Arzneimitteln, die den Referenzarzneien sehr ähnlich sind. Sie werden nach Ablauf des Vermarktungsschutzes durch den Mitbewerb produziert. Im Gegensatz zu „Generika“ können Biosimilars wegen der komplexen Herstellungsprozesse nie eine exakte Nachbildung der ursprünglichen Referenzarzneien sein. Ein Wechsel des Präparates ist daher wesentlich schwieriger als bei einem Generikum.
Revolution bei Tumorerkrankungen
Biologika können die Entwicklung von Zellen sowie deren Differenzierung steuern, indem sie beispielsweise verschiedene Zytokine wie Interferon, Interleukine oder den Tumornekrosefaktor imitieren. Aber sie können auch entzündungshemmend wirken. Dies wird beispielsweise für die Therapie rheumatischer Erkrankungen genutzt. Sie können aber auch an Zelloberflächenrezeptoren oder an Schnittstellen zu Immunzellen zur Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) angreifen. Das hat die Tumortherapie wahrlich revolutioniert.
Nebenwirkungen?
Eine der Gefahren der Biologikatherapie sind unerwünschte Immunreaktionen. Diese können lokale Reaktionen an der Einstichstelle, Hypersensitivitätssyndrome bis hin zu seltenen lebensbedrohlichen Infektionen sein. Da sie in die Prozesse des Körpers direkt eingreifen können, hängen ihre Nebenwirkungen meist mit ihren Zielstrukturen zusammen. Vor einer Therapie mit Biologika ist daher immer die Abklärung anderer therapeutischer Möglichkeiten sowie allfälliger Infektionen durchzuführen. So besteht beispielsweise das Risiko, dass es zu einer Reaktivierung einer latenten Tuberkulose kommt. Das Risiko, an Influenza, Herpes Zoster oder Pneumokokken zu erkranken, ist beispielsweise ebenso erhöht. Derartige Erkrankungen sind daher im Vorfeld auszuschließen.
Impfungen sollten daher nach Möglichkeit immer vor einer Biologikatherapie erfolgen. Bei entsprechender Indikation einer Impfung ist diese auch während einer Biologikatherapie möglich. Das Risiko eines Nichtansprechens auf die Impfung besteht jedoch. Der Impferfolg sollte daher nach Möglichkeit kontrolliert werden. Lebendimpfungen sind bei schwerer Immunsuppression generell kontraindiziert.
Und die Kosten einer Biologikatherapie? Sie betragen meist ein Vielfaches gängiger therapeutischer Verfahren.