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Was sind eigentlich … Economies of Scale (Skaleneffekte)?
GEWINN erklärt die wichtigsten Begriffe aus ­Wirtschaft und Börse in einfachen Worten.
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Wirtschaft und Börse – einfach erklärt!

Was sind eigentlich … Economies of Scale (Skaleneffekte)?

Je größer, desto besser? In diesem Fall ja!

Von Martin Maier

24.09.2024

Häufig ist in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen – insbesondere an der Börse – die Rede von Skaleneffekten. Doch was ist darunter zu verstehen? Skaleneffekte (engl. „Economies of Scale“) beschreiben das Phänomen, dass die Produktionskosten pro Stück sinken, je mehr ein Unternehmen produziert. Das liegt daran, dass sich die fixen Kosten (z. B. für Maschinen, Mieten oder Verwaltung) auf eine größere Menge verteilen und dadurch die Stückkosten sinken. Einfach gesagt: Je mehr ein Unternehmen herstellt, desto günstiger wird die Produktion pro Einheit.

Wie funktionieren Skaleneffekte?

Um Skaleneffekte zu verstehen, schauen wir uns die zwei Hauptkostenarten eines Unternehmens an:
1. Fixe Kosten: Diese bleiben zumindest kurz- bis mittelfristig gleich, egal, wie viel produziert wird. Beispiele sind Miete, Gehälter der Verwaltung oder die Kosten für Maschinen.
2. Variable Kosten: Diese ändern sich mit der Produktionsmenge. Dazu zählen Rohstoffe, Verpackungen oder der Stromverbrauch für jede produzierte Einheit.

Wenn ein Unternehmen die Produktion steigert, bleiben die fixen Kosten gleich, aber sie verteilen sich auf mehr Produkte. Dadurch sinkt der Kostenanteil dieser fixen Kosten pro Stück. Die variablen Kosten bleiben zwar pro Einheit gleich, aber die Gesamtkosten pro Stück werden durch die Verteilung der fixen Kosten geringer.

Ein einfaches Beispiel

Stellen wir uns vor, ein Unternehmen produziert Schokolade. Die monatlichen fixen Kosten betragen 10.000 Euro. Das umfasst Miete für die Fabrik, die Maschinen und die Verwaltung. Jede Tafel Schokolade kostet einen Euro in variablen Kosten (für Zutaten, Verpackung usw.).

Fall 1: Das Unternehmen produziert 10.000 Tafeln im Monat.

  • Gesamtkosten: 10.000 Euro (fix) + 10.000 Euro (variabel) = 20.000 Euro
  • Kosten pro Tafel: 20.000 Euro/10.000 Tafeln = 2 Euro pro Tafel

Fall 2: Das Unternehmen produziert 20.000 Tafeln im Monat.

  • Gesamtkosten: 10.000 Euro (fix) + 20.000 Euro (variabel) = 30.000 Euro
  • Kosten pro Tafel: 30.000 Euro/20.000 Tafeln = 1,50 Euro pro Tafel

In Fall 2 sinken die Stückkosten auf 1,50 Euro, obwohl die variablen Kosten pro Tafel gleich geblieben sind. Das ist ein typisches Beispiel für Skaleneffekte.

Autobauer und Streamingdienste

In der Autoproduktion sind Skaleneffekte besonders ausgeprägt. Ein Autohersteller investiert viel Geld in die Entwicklung eines neuen Modells und den Bau von Fertigungsstraßen. Wenn er nur wenige Autos produziert, sind die Kosten pro Auto sehr hoch. Aber sobald er Tausende oder Millionen derselben Autos herstellt, sinken die Stückkosten deutlich. Das liegt daran, dass die hohen Entwicklungskosten und die Kosten für die Fabrik auf viele Autos verteilt werden.

Insbesondere in der digitalen Welt spielen Skaleneffekte eine sehr große Rolle, etwa bei Streaminganbietern wie Netflix oder Spotify. Die Kosten, um Filme und Musik bereitzustellen, sind vergleichsweise fix. Sobald die Plattform einmal steht, können Millionen von Kunden die Inhalte nutzen, ohne dass die Kosten für jeden neuen Nutzer stark steigen. Je mehr Abonnenten der Dienst hat, desto günstiger wird der Betrieb pro Kunde.

Auch bei der Produktion von Lebensmitteln wie z. B. Kartoffelchips gibt es ähnliche Effekte. Ein großer Teil der Kosten entsteht bei der Anschaffung der Maschinen und der Einrichtung der Produktionshalle. Sobald diese stehen, kann das Unternehmen sehr viele Chips produzieren, ohne dass die Kosten für jede Tüte stark steigen. So können große Hersteller die Chips günstiger anbieten als kleine Unternehmen.

Begrenzung der Skaleneffekte

Skaleneffekte funktionieren aber nicht unbegrenzt. Ab einem gewissen Punkt können sogenannte „Diseconomies of Scale“ auftreten. Das bedeutet, dass die Kosten pro Stück wieder steigen, weil das Unternehmen zu groß und komplex wird. Beispielsweise kann die Verwaltung sehr großer Unternehmen schwerfällig werden, und ineffiziente Prozesse können die Vorteile der Massenproduktion zunichtemachen.

Fazit

Durch Skaleneffekte können Unternehmen ihre Produktionskosten senken, indem sie größere Mengen produzieren. Dadurch können sie günstigere Preise anbieten und wettbewerbsfähiger werden. Diese Effekte sind ein wichtiger Grund dafür, warum große Unternehmen oft kostengünstiger arbeiten können als kleine. Skaleneffekte lassen sich in vielen Branchen beobachten, von der Industrieproduktion über die Landwirtschaft bis hin zu digitalen Dienstleistungen.

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